»Tanzen und Laufen können dazu beitragen,
dass sich die motorischen Fähig­keiten
verbessern und damit das
Einfühlungs­vermögen verbessert wird«
stefan Kleins
wissenschaftsgespräche (3)
MITGEFÜHL
IST EIGENNUTZ
Vittorio Gallese machte eine der bedeutendsten
Entdeckungen der Hirnforschung: Er fand
die Spiegelneuronen. Damit haben wir Zugang zur Innenwelt
unserer Mitmenschen - und können uns in sie einfühlen
26 ZEIT magazin Leben
26-27
ZEIT magazin Leben 27
07.05.2008 15:44:01 Uhr
Selbst in Dr. House, der amerikanischen
Arzt-Fernsehserie, ist ja inzwischen von Spie­
gelneuronen die Rede. Aber ehrlich gesagt
denke ich wenig darüber nach. Ich weiß auch
nicht, ob man Erkenntnisse aus so verschie­
denen Bereichen der Wissenschaft wie Gene­
tik und Hirnforschung ohne Weiteres mitein­
ander vergleichen kann. Und schließlich habe
ich die Spiegelneuronen nicht allein gefunden.
Wir waren und sind eine Gruppe von gleich­
berechtigten Forschern, von denen damals
übrigens viele unbezahlt arbeiteten. Giacomo
Rizzolatti, Leonardo Fogassi und Luciano Fa­
diga gehörten dazu. Allerdings wussten wir
von Anfang an, dass unser Fund ein sehr wich­
tiger war. Und was uns alle weiter bei der Ar­
beit antreibt, ist, dass die Reichweite unserer
Entdeckung deutlich größer sein dürfte, als
wir es heute ermessen können.
Vittorio Gallese,
Man erzählt sich, Sie wären niemals ein
berühmter Hirnforscher geworden, hätten
48, ist Professor für Neurophysiologie
Sie damals nicht einem Ihrer Affen die Erdan der Universität Parma
nüsse stibitzt.
Nun ja, es war wirklich eine Zufallsent­
deckung: Wir leiteten elektrische Signale von
Professor Gallese, die wichtigste Entdeckung Ihres Lebens gelang
grauen Zellen ab, die die Bewegung der Tiere steuern. Immer wenn
Ihnen, als Sie Arzt im Gefängnis waren.
die Tiere nach dem Futter griffen, wurden diese Neuronen aktiv. Dann
Damals hatte ich gerade meinen Dienst als Sanitätsoffizier der
hörten wir in unseren Messgeräten ein Knattern. Doch als ich einmal
Luftwaffe hinter mir und wollte forschen. Die Universität gab mir
selbst den Arm nach den Nüssen ausstreckte, ging das Knattern eben­
keine Stelle. Aber im Gefängnis war eine frei. Also arbeitete ich tags­
falls los – als hätte sich der Affe bewegt. Aber der sah nur ruhig zu. Erst
über unbezahlt im Labor, während ich nachts und am Wochenende
glaubten wir natürlich an einen Fehler. Nach einer Weile begriffen wir,
in der Strafanstalt mein Geld verdiente. So ging es fünf Jahre lang.
dass sich das Gehirn des Affen tatsächlich so verhielt, als versetzte es
1992 endlich bekam ich einen Job – an der Universität Tokyo.
sich in den Kopf des Versuchsleiters hinein. Wenn das Tier die Bewe­
Empfanden Sie Mitgefühl mit Ihren Patienten? Sie müssen ja
gung eines anderen beobachtet, spiegeln diese Neuronen also das Ver­
gewusst haben, warum die einsaßen.
halten des Gegenübers. Darum nannten wir sie Spiegelneuronen.
Ich versuchte so wenig über ihre Vorgeschichte zu erfahren wie
Dasselbe geschieht in meinem Kopf, wenn Sie jetzt nach Ihrer
Kaffeetasse greifen: Ein Teil meines Gehirns schwingt sozusagen mit
nur irgend möglich. Als Arzt wollte ich heilen, nicht urteilen. Aber
dem Ihren im Gleichtakt.
natürlich ging es meistens nicht, weil die Verbrechen in den Akten
und in der Lokalpresse standen. Interessanterweise fühlte ich trotzdem
So ist es. Erst vor wenigen Wochen hat ein Kollege aus Los
mit den Häftlingen – selbst mit den Serienmördern und Männern,
Angeles über Spiegelneuronen bei Menschen berichtet. Bis dahin
die ihre Opfer in Säure aufgelöst hatten. Die Wärter haben mich
hatten wir nur indirekte Hinweise darauf, dass es sie gibt.
immer wieder gefragt: »Warum bemühst du dich um so einen?« Aber
Womit endlich die letzten Zweifel über die Gründe für den
Erfolg der »Sportschau« ausgeräumt wären. Millionen auf dem
diese Männer standen mir in Fleisch und Blut gegenüber, sprachen
Wohnzimmersofa sehen Ronaldo nicht nur bei seinen Aktionen zu
von ihren Frauen, hatten eine persönliche Geschichte, wie ich. Es
– sie sind Ronaldo!
waren keine ganz anderen Wesen. Und nicht zuletzt teilten wir eine
Umgebung. Sieben Türen schlossen sich hinter mir auf dem Weg von
Jedenfalls so lange, bis er wieder vom Bildschirm verschwindet.
der Straße bis in mein Büro; ich wusste genau, wie es ist, wenn man
Nur ist die Resonanz nicht bei allen gleich stark. Bei einem Amateur­
von der Außenwelt weggesperrt ist. Weil ich letztlich mit ihnen lebte,
fußballer, der die gesehenen Bewegungen selber beherrscht, werden
fiel es mir nicht schwer, mich in meine Patienten hineinzuversetzen.
die Spiegelneuronen viel stärker aktiviert als bei einem Zuschauer,
Mitgefühl ist nicht einfach da, es entsteht durch die Situation. Wir
der sein Sofa niemals verlässt.
beginnen gerade, solche Effekte systematisch zu untersuchen: Wie
Wenn nun mein Gehirn fremde Bewegungen so genau nachvollzieht, warum führe ich sie dann nicht aus? Was hält mich im Sessel,
ändert sich Empathie mit dem Umfeld, in dem sich Menschen begeg­
während Ronaldo aufs Tor stürmt?
nen? Und wie hängt sie von den Erbanlagen und der Geschichte der
Personen ab?
Die Befehlskette im Kopf wird auf einer späteren Stufe blo­
Doch nicht das Gefängnis hat Sie dazu gebracht, sich als Forckiert. Aber oft lockert sich diese Hemmung – dann spiegeln Men­
scher solchen Fragen zu widmen.
schen spontan ihr Gegenüber. Fußballfans springen auf, wenn sie
Keineswegs. Mein Zugang war viel grundsätzlicher: Anfangs
Gleichgesinnte im Stadion dasselbe tun sehen.
wollten wir am Institut nur besser verstehen, wie das Großhirn den
Lachen und Gähnen stecken bekanntlich an …
Muskeln Handlungsanweisungen gibt. Dass wir damit auch dem
… und bei Menschen, die unter einer Krankheit namens
Mitgefühl auf der Spur waren, ahnten wir damals noch nicht.
Echopraxie leiden, funktioniert die Hemmung überhaupt nicht. Sie
Was Sie fanden, war ein Mechanismus, mit dem das Gehirn
müssen zwanghaft alles nachmachen, was ihr Gegenüber tut. Ein
die Gedanken und Gefühle anderer lesen kann. Kollegen haben
französischer Kollege beschrieb, wie er in Begleitung eines solchen
erklärt, Ihre Entdeckung sei so bedeutsam, wie es die EntschlüssePatienten ans Geländer eines Krankenhausbalkons trat, die Hose
lung der Erbsubstanz DNS war. Wie fühlt man sich nach einem
öffnete und hinunterpinkelte. Der arme Mann konnte gar nicht an­
solchen Erfolg?
ders, als sofort dasselbe zu tun.
Bei Parma denken Schlemmer an Schinken
und Käse, Opernliebhaber an die Heimat
von Verdi. Kaum jemand aber weiß, dass in
dieser Stadt eine der bedeutendsten Entde­
ckungen der Hirnforschung gelang. Vor gut
15 Jahren stieß eine Gruppe junger Medizi­
ner auf ganz besondere Neuronen – graue
Zellen, denen wir die Fähigkeit zur Nachah­
mung, zum Mitgefühl und wahrscheinlich
auch zum Sprechen verdanken. Der Fund
wurde weltweit gefeiert, doch die Helden
entzogen sich dem globalisierten For­schungs­
betrieb. Statt nach den üblichen Jahren in
Boston und Berkeley Lehrstühle auf beiden
Seiten des Atlantiks zu besetzen, kehrten sie
nach Parma zurück, um gemeinsam weiter­
zuarbeiten. Vittorio Gallese ist einer von
ihnen. In Parma geboren, redet er im Res­
taurant mit der gleichen Begeisterung über
die Feinheiten einer Gänseleber wie über die
der motorischen Großhirnrinde. Und über
der Tür seines Arbeitszimmers, dort, wo an­
derswo in Italien das Kruzifix hängt, wacht
Verdis Porträt.
28 ZEIT magazin Leben
28-29
»Möglicherweise tut es uns gelegentlich
gut, andere leiden zu sehen«
Fotos ––– Neal Preston / Corbis (vorherige Seite); Gilles Peress / Magnum Photos; Albrecht Tübke; David Turnley / CORBIS (nächste Seite) ZEIT magazin Leben 29
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Da durch bloßes Zusehen die richtigen Impulse in meinem GeInnenwelt der anderen. Nur Autisten sind zu dem Umweg gezwun­
hirn ausgelöst werden, scheint ein solcher Mechanismus wie dafür
gen, dass sie immer erst über den anderen Menschen nachdenken
gemacht, dass wir uns neues Verhalten aneignen – indem wir es von
müssen.
anderen kopieren.
Was unterscheidet Autisten von anderen Menschen?
Kein Geschöpf imitiert so viel und so mühelos wie der Mensch.
Sie können sich nicht einfühlen. Darum müssen sie stets über­
Entsprechend haben wir weit mehr Spiegelneuronen als alle anderen
legen, was in ihrem Gegenüber wohl vorgehen mag – das ist anstren­
Tiere. Ein Schimpanse muss fünf Jahre lang zusehen, bis er selbst
gend und geht allzu oft schief. Wir haben Hinweise darauf, dass bei
eine Nuss aufbrechen kann, indem er einen Stein als Hammer und
Autisten der Spiegelmechanismus gestört ist. Wenn ein gesundes
einen anderen als Amboss gebraucht. Ein Kleinkind lernt das in ein
Kind Ihnen etwa zusieht, wie Sie Erdbeeren essen, wird automatisch
paar Minuten.
auch bei ihm jedes Mal die Mundmuskulatur aktiviert, sobald sich
Vielleicht sollte ich weniger trainieren, sondern einfach nur öfeine Frucht Ihrem Gesicht nähert. Bei einem autistischen Kind ist
ter dem Deutschen Meister zusehen, um meine Technik im Rennrudas nicht so. Folglich haben solche Kinder auch ungewöhnliche
derboot zu verbessern.
Schwierigkeiten damit, Bewegungsabläufe zu lernen.
Besser noch: Sie werden sogar kräftiger, allein indem Sie die Be­
Kann man Einfühlungsvermögen trainieren?
wegungen eines anderen verfolgen. Das haben vor Kurzem zwei Ver­
Ein Schlüssel dazu liegt wahrscheinlich im Verbessern des Kör­
suchsreihen gezeigt, eine davon mit japanischen Gewichthebern. Ver­
perempfindens. Wir versuchen gerade herauszufinden, ob man Men­
suchspersonen, die Sportvideos sahen, aber nicht trainierten, konnten
schen mit autistischen Störungen so helfen kann: Tanzen, Schauspie­
nach einer Weile mit den entsprechenden Muskeln deutlich mehr
len, auch Musikmachen könnten dazu beitragen, dass sich die
Kraft ausüben als vorher. Vermutlich liegt es daran, dass das Gehirn
motorischen Fähigkeiten und damit auch das Einfühlungsvermögen
lernt, das Zusammenziehen der Muskeln effektiver zu steuern.
verbessern. Zudem haben wir gerade Experimente begonnen, um zu
Da fragt man sich, weshalb Menschen sich überhaupt im Fitnesserfahren, wie es bei Autisten um den Sinn für Berührungen steht.
studio quälen. Worauf genau sprechen die Spiegelneuronen eigentlich
In den ersten Veröffentlichungen über Spiegelneuronen ist nur
an? Müssen wir die Bewegungen eines anderen unbedingt sehen?
von Bewegungen und Absichten die Rede. Kürzlich gelang Ihnen eine
neue Entdeckung: Auch fremde Empfindungen spielt das Gehirn
Nein. In unseren Versuchen wurden sie auch dann aktiv, wenn
nach. Wenn ich sehe, wie jemand gestreichelt wird, kommt es in
wir, für die Affen unsichtbar, nach einem Gegenstand griffen. Die
meinem Kopf zu Aktivität, als empfinge ich selbst die Massage.
Tiere konnten uns nur hören.
Dies finde ich mehr als erstaunlich: Offenbar spiegelten sich im
Ja, denn beim Menschen sind auch die Hirnareale, die für Be­
Gehirn der Tiere gar nicht Bewegungen, sondern die Absichten des
rührung zuständig sind, mit Spiegelneuronen versehen.
anderen.
Und genauso reagieren die Teile des Gehirns, die die Schmerzempfindung erzeugen. »Mitleid« ist wörtlich zu nehmen.
Ihre Spiegelneuronen erkennen sogar, warum ich eine bestimm­
te Absicht verfolge. Je nachdem, ob ich zur Tasse greife, um zu trin­
Nicht ganz. Ihre Systeme für Schmerz springen zwar an, wenn
ken oder um den Tisch aufzuräumen, werden bei Ihnen andere Neu­
Sie mich etwa im Zahnarztstuhl sehen, und wahrscheinlich verzieht
ronen aktiv. Auch das haben wir in Experimenten gezeigt.
sich auch Ihr Gesicht, wenn sich der Bohrer meinem Mund nähert.
Wir haben Neuronen, die Gedanken lesen. Wie können einzelAber Ihr Gehirn empfängt keine Schmerzsignale aus dem eigenen
ne graue Zellen so schlau sein?
Körper. Daraus schließt es, dass es mein und nicht Ihr Problem ist
Sie empfangen Informationen von vielen anderen Zentren im
– die Empfindung wird gedämpft.
Gehirn – im Fall der Kaffeetasse etwa darüber, ob sie schon leer ist.
Es gibt einen Unterschied zwischen Einfühlung und Mitgefühl:
Ich kann sozusagen in Ihre Haut schlüpfen, muss aber paradoxerUnd mit Spiegelneuronen für das Benehmen am Frühstückstisch
weise trotzdem nicht alle Ihre Empfindungen teilen. Das ist Einfühkommen Sie auch nicht auf die Welt. Das System hat gelernt, was
lung. Mitgefühl habe ich, wenn ich auch noch Ihre Gefühle erlebe.
die Menschen in Ihrer Umgebung so tun.
Und dann begreifen wir es, ohne dass wir weiter darüber nach Der deutsche Begriff »Einfühlung« trifft es sehr gut. Denn ent­
denken müssen.
scheidend ist, dass Sie sich intuitiv und eben nicht gedanklich in mich
Genau. Wir empfinden die Absichten unseres Gegenübers, als
hineinversetzen – auch wenn das eigentliche Gefühl bei Ihnen kaum
ob es die eigenen wären. Die Psychologen haben sich da gründlich
ausgelöst wird. Das geschieht tatsächlich erst in der nächsten Stufe,
getäuscht. Nach herrschender Meinung nämlich muss ich erst mich
wenn Sie »Mitgefühl« haben – Mitleid zum Beispiel. Aber dazu
selber verstehen, bevor ich Ihre Absichten begreifen kann. Aber so ist
kommt es viel seltener.
es nicht: In den meisten Fällen brauche ich gar keine Theorie über
Wenn Empathie – Einfühlung in andere – ein Automatismus
des Gehirns ist, muss es eine hohe Schwelle für das Mitgefühl geben.
Geisteszustände, weder über meine noch über Ihre. Denn der Me­cha­
mkp_Schoenheit-AZ-Zeit.qxd:AZ_Zeit
1 24.04.2008
12:17
Uhr
Seite
1 das wir beobachten, sofort selber empSonst
würden
wir alles
Leid,
nis­mus der Spiegelneuronen bietet uns einenMagazin
direkten Zugang
in die
lange+durach
ZERBRECH
LICHE
SCHÖNHEIT
GLAS IM BLICK DER KUNST
BECKMANN, BOURGEOIS, DALÍ, FLEGEL,
HIRST, MONET, STOSKOPFF u.a.
19.4.–31.8.2008
»Wir wollten verstehen, wie das Gehirn
den Muskeln Handlungsanweisungen gibt.
Dass wir dabei dem Mitgefühl auf
30 ZEIT magazin Leben Foto ––– Name Namerich
der Spur waren, ahnten wir nicht«
30-31
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Kulturpartner
Die Stiftung museum kunst palast ist eine Public-Private-Partnership zwischen der Landeshauptstadt Düsseldorf, E.ON AG, METRO Group und Evonik Industries AG.
Caesar Boetius van Everdingen, Amor eine Glaskugel haltend, 1650–55, Privatbesitz Deutschland
Ehrenhof 4–5, Düsseldorf, Di–So 11–18 Uhr,
www.museum-kunst-palast.de
07.05.2008 15:44:31 Uhr
finden. Die unendlichen Grausamnehmbar, um Konflikte zu lösen.
keiten der Geschichte hätte es dann
Man sollte aber auch dazu sagen,
niemals gegeben. Chirurgen und
dass noch nie in der Geschichte so
Zahnärzte allerdings auch nicht.
viele Menschen so friedlich zusam­
Tatsächlich können Sie Empa­
mengelebt haben wie heute. Die
thie und Mitgefühl völlig voneinan­
meisten Epochen waren viel bru­
der entkoppeln. Denken Sie nur an
taler, ganz ohne Videospiele. Da
einen Sadisten, der Lust erlebt, gerade
gibt es Entwicklungen, die mir mehr
weil er sich in das Leid seines Opfers
Kopfzerbrechen bereiten.
einfühlen kann.
Welche?
Wovon hängt es ab, ob aus Ein Das Vordringen der virtuellen
fühlung Mitgefühl wird?
Welt. Wir kommunizieren immer
Das ist die entscheidende Frage.
mehr über Telefon und Computer;
Wir wissen noch sehr wenig darüber.
Gemeinschaften, in denen sich Men­
Mütter berichten oft, sie würden
schen leibhaftig begegnen, lösen sich
Kinderschmerzen als die eigenen erzunehmend auf. Nun wissen wir aus
Stefan Klein
fahren.
unseren Experimenten, dass es für
Kollegen in Rom haben gerade
das Einfühlungsvermögen keines­
(rechts im Bild) ist promovierter Biophysiker. Der gezeigt, dass bei stillenden Müttern
wegs gleichgültig ist, ob Sie einen
42-Jährige hat die Bestseller »Die Glücks­formel« und
die Hirnsysteme für Schmerz beson­
anderen Menschen nur auf einem
»Zeit. Der Stoff, aus dem das Leben ist« geschrieben. ders stark auf Videos von schreienden
Monitor sehen oder ihm Auge in
Klein führt für das ZEITmagazin regelmäßig Gespräche Säuglingen ansprechen. Noch höher
Auge gegenüberstehen. Darum ist
mit Wissen­schaftlern: Über die großen Fragen, aber ist diese Aktivität, wenn man ih­
ein Theatererlebnis oft stärker als ein
auf die wir keine letzten Antworten haben.
nen das eigene Kind zeigt. Und nur in
Kinobesuch. Und wenn Sie sich mit
diesem Fall treten bei der Mutter
Ihren Gesprächspartnern nur noch
Erschienen sind bisher »Schönheit« (Folge 1 in der
gleichzeitig auch die Hirnareale in Ak­
per E-Mail oder im Chat austau­
Nr. 26/07) und »Schmerz« (Folge 2 in der Nr. 47/07)
tion, die Bewegungen kontrollieren.
schen, löst sich Ihr Bild von ihnen
Offensichtlich machen sich die Frau­
vollständig auf.
en, noch bevor sie selber es merken,
Wir entkörperlichen die Menbereit, Hilfe zu leisten.
schen, mit denen wir Umgang pflegen.
Gibt es Menschen, die von Natur aus mitfühlender sind?
Ja. Und das muss starke Auswirkungen auf unsere sozialen und
Sicherlich. Es hängt vermutlich damit zusammen, wie stark eine
geistigen Fähigkeiten haben. Wir wissen nur noch nicht, welche. Auf
Person die Mimik anderer spiegelt. Aus den Bewegungen der Ge­
jeden Fall hat sich der soziale Verstand während der Evolution für
sichtsmuskeln nämlich konstruiert das Gehirn eine Empfindung.
direkte, nicht für virtuelle Begegnungen ausgeprägt.
Wenn sich die Augenwinkel und der Mund zu einem echten Lächeln
Sie selbst profitieren doch davon, dass Sie heute über das Internet mit Kollegen in Japan fast so zusammenarbeiten können, als
verziehen, steigt die Stimmung; machen wir hingegen eine traurige
säßen die nebenan. Ohnehin wird sich die Entwicklung der Technik
Miene, so sinkt sie. In Experimenten stellte sich nun heraus, dass
kaum aufhalten lassen.
Menschen, die unbewusst den Ausdruck eines anderen Gesichts stär­
ker übernehmen, zugleich auch mitfühlender sind.
Das will ich auch nicht. Allerdings würde unser Gespräch sicher
Das sind dann die, die in »Vom Winde verweht« am Ende mit
ganz anders verlaufen, würden wir am Telefon reden, statt uns hier
Leslie Howard in Tränen ausbrechen.
in Parma gegenüberzusitzen. Wenn sich also die elektronische Kom­
Ja.
munikation immer weiter verbreitet, werden wir vermutlich auch
Sonderbarerweise suchen wir solche Erfahrungen. Wir wollen
ganz neue Formen des Umgangs miteinander finden müssen. Ein
doch, dass ein Film oder ein Theaterstück uns rühren. Warum?
kleiner Fortschritt wären immerhin Videotelefone.
Möglicherweise tut es uns gelegentlich gut, andere leiden zu
Ohne ein Bild vom Körper des anderen zu sehen, kann es keine
Einfühlung geben – jedenfalls nicht, wenn man es mit dem »Fühlen«
sehen. Kennen Sie den französischen Religionsphilosophen René
ernst meint.
Girard? Er argumentierte, Schauspieler würden auf der Bühne sym­
bolisch geopfert. So entlade die Gesellschaft ihre ständig vorhandene
Nein. Sie können sich dann nur in andere hineinzudenken ver­
Gewaltbereitschaft auf harmlose Weise. Ich glaube, diese Theorie hat
suchen, so ähnlich, wie Autisten es tun. Aber dieser Weg ist sehr viel
viel für sich.
komplizierter, und vor allem machen Sie jede Menge Fehler. Darum
Sie meinen, Tristan und Isolde gehen in den Liebestod, damit
suchen wir die Nähe von Menschen, die uns ohne lange Erklärungen
ich den unvermeidlichen Ärger in meiner Ehe besser ertrage?
verstehen – indem sie uns einfach nur ansehen.
Eine fantastische Oper! Obwohl sie nicht von Verdi ist. Ich habe
So kann es zwischen Menschen, die sonst kaum Interessen teilen,
die besten Freundschaften geben …
sie in Tokyo gesehen, mit René Kollo in der Titelrolle.
Aber mindestens so stark wie das Entladen der Aggressionen ist
… weil andere Übereinstimmungen viel entscheidender sind.
doch der gegenteilige Effekt. Wenn Menschen Gewalt sehen, steckt sie
»Den anderen verstehen, das heißt, sein Gefühl in uns zu erzeugen«,
das an. Einige Wissenschaftler behaupten, gerade Jugendliche würschrieb Friedrich Nietzsche zu Recht. Wenn zwei Menschen das nicht
den die Verbrechen imitieren, die brutale Filme und Videospiele
können, scheitern selbst Ehen zwischen Partnern, die wie gemacht
ihnen vormachen.
füreinander scheinen.
Ich wäre da skeptisch. Denn ich kenne keine einzige Studie,
Ich kenne keinen Neurowissenschaftler, der so begeistert wie Sie
Denker wie Nietzsche, Husserl und selbst Heidegger zitiert. Was gibt
die einen Zusammenhang zwischen unserer angeborenen Imi­ta­
Ihnen die Philosophie?
tions­ga­be, Mediengewalt und Brutalität im realen Leben wirklich
beweist. Nach meiner Meinung wirken Horrorspiele und Filme
Viele Kollegen sehen philosophische Gedanken als eine Art
ganz anders: Sie gewöhnen Menschen an den Anblick von Grau­
Dreingabe, die dazu dient, ihre Forschung der Öffentlichkeit
samkeit. Gewalt wird banal und erscheint irgendwann sogar an­
schmackhafter zu machen. Das ist in Ordnung, sofern sie sich mit
32 ZEIT magazin Leben Foto ––– Albrecht Tübke
32-33
Problemen sehr weit entfernt vom menschlichen Erleben befassen
– etwa damit, wie Ionenkanäle elektrische Signale zwischen Neu­
ronen übertragen. Untersuchen sie aber Phänomene wie Einfühlung
oder gar das Bewusstsein, können sie die Philosophie nicht mehr wie
die Dekorationskirsche auf dem Kuchen ihrer Forschung behandeln.
Denn hier ist das, was sie erforschen, von ihrer persönlichen Welt­
sicht gar nicht zu trennen. Es ist also von vorneherein viel schwerer,
die richtigen Fragen zu stellen. Und dabei hilft die systematische
Herangehensweise der Philosophen enorm.
In 2500 Jahren Philosophiegeschichte wurden alle großen Fragen der menschlichen Existenz schon viele Male gestellt. Der Wissenschaftler muss also nur die Formulierung finden, die für seine Forschung die treffendste ist?
Ganz so einfach ist es nicht. Eher schafft man sich eine maßge­
schneiderte Philosophie. Man sucht sich die Denker heraus, deren
Ideen man für die eigenen Experimente als besonders anregend fin­
det. Für mich sind das zum Beispiel die Phänomenologen um Ed­
mund Husserl …
… den österreichischen Mathematiker und Philosophen, der
sich an der Wende zum 20. Jahrhundert intensiv mit der Körperlichkeit aller Gegenstände der Erkenntnis befasste.
Und dann ist die Befruchtung der Naturwissenschaft durch die
Philosophie auch keine Einbahnstraße. Unsere Forschung führt
dazu, dass die Philosophen ihrerseits neue Fragen stellen, und so geht
es immer weiter.
Was kann die Philosophie von der Neurowissenschaft über Empathie lernen?
Dass man sich den menschlichen Geist ohne Körper noch nicht
einmal vorstellen kann.
Damit widersprechen Sie einem Bild, das seit dem Siegeszug der
Computer vielen fast schon selbstverständlich erscheint: Der menschliche Geist funktioniert wie ein Computer, sein Charakter und seine
Erinnerungen sind nur ein riesiger Datensatz. Wenn es so wäre,
könnte man all die Informationen, die Ihre Persönlichkeit ausmachen, theoretisch auf einen Superrechner übertragen. Sie lebten dann
gewissermaßen auf dem Siliziumchip weiter.
Völliger Unsinn. Denn wie wir heute wissen, beruht unser ge­
sam­tes Denken und Fühlen darauf, dass wir die Körper anderer Men­
schen beobachten, dass wir Dinge anfassen und sie manipulieren.
Auch häufen sich die Hinweise darauf, dass wir solchen motorischen
Fertigkeiten sogar das Sprachvermögen verdanken. Unser Geist exis­
tiert nur in der körperlichen Welt.
Und ist dadurch hoffnungslos sterblich.
Gewiss. Doch indem wir weitreichende Ziele verfolgen, machen
wir uns diese Aussicht erträglich. Als der Kaiser von China den Bau
der Großen Mauer befahl, wusste er genau, dass er die Fertigstellung
nie erleben würde. Trotzdem verwendete er auf dieses Unternehmen
all seine Kraft. Denn in den Gehirnen späterer Generationen leben
wir fort. Auch das ist eine Art Resonanz. Dank ihr konnte die
Menschheit die Kultur schaffen und sich aus Zwängen der biolo­
gischen Evolution befreien.
Den wenigsten Menschen ist es vergönnt, die Große Mauer zu
planen oder, wie Verdi, 26 Opern zu schreiben.
Kommt es darauf an? Auch wenn ein Mensch nur ein wenig
Wissen weitererzählt, leistet er einen Betrag zu dieser Kultur, welche
die Sterblichkeit überwindet. Aber vielleicht muss man wie ich als
Italiener bei jedem Schritt auf Spuren der Vergangenheit stoßen,
um so zu empfinden.
ZEIT magazin Leben 33
07.05.2008 15:44:43 Uhr
Vittorio Gallese
Die Zeit – Maggio 2 008
Quando si pensa a Parma, le buone forchette pensano a prosciutti e formaggi, gli amanti d’opera
lirica alla patria di Verdi; pochi sanno che in questa città sul confine della Pianura Padana è stata
fatta una delle scoperte più significative dell’attuale ricerca sul cervello. La realizzò una quindicina
di anni fa un gruppo di giovani medici che nel loro tempo libero, nei laboratori fisiologici
dell’università locale, facevano esperimenti su particolari neuroni – cellule grigie cui dobbiamo la
facoltà dell’imitazione, della compassione e verosimilmente anche del parlare. La scoperta venne
celebrata in tutto il mondo, ma all’epoca i suoi protagonisti si sottrassero all’attività di ricerca
globalizzata: dopo i consueti anni di cattedra a Boston e Berkeley, invece di esercitare in entrambe
le parti dell’Atlantico, tornarono a Parma per lavorare nuovamente assieme. Vittorio Gallese è uno
di loro. Nato a Parma, al ristorante parla con lo stesso entusiasmo della finezza di un antipasto di
fegato d’oca come delle straordinarie peculiarità della corteccia cerebrale. E sopra la porta del suo
studio, là dove altrove in Italia pende il crocifisso, vigila il ritratto di Verdi.
Professor Gallese, la scoperta più importante della Sua vita Le è riuscita quando esercitava in
prigione come medico.
A quell’epoca avevo già alle spalle il mio impiego in qualità di ufficiale della sanità dell’aeronautica e
volevo fare ricerca. L’università non mi offriva alcun posto. Ma in prigione ce n’era uno libero.
Inoltre durante il giorno lavoravo non retribuito al laboratorio, mentre la notte e il week-end mi
guadagnavo da vivere in prigione. E’ andata così per cinque anni. Nel 1992 ottenni un lavoro…
all’università di Tokyo.
Quando dormiva?
Dormivo a malapena. Ma il periodo in prigione mi ha umanamente molto arricchito.
Provava compassione per i suoi pazienti? Deve aver saputo perché erano dentro.
In qualche modo cercavo di sapere il meno possibile sui loro antecedenti. In quanto medico volevo
guarire, non giudicare. Ma naturalmente il più delle volte non andava così, perché i crimini
figuravano negli atti e nella stampa locale. Tuttavia, curiosamente non mi sentivo a disagio con i
detenuti – perfino con i serial killer e con uomini che avevano sciolto le loro vittime nell’acido. I
sorveglianti mi chiedevano sempre: “Perché ti prendi tanta cura di gente del genere?”.
Già, perché?
Se dell’omicida avessi soltanto letto sulla stampa, presumibilmente avrei sentito soltanto ripugnanza.
Ma questi uomini mi stavano davanti in carne e ossa, parlavano delle loro donne, avevano una storia
personale, come me. Non erano esseri diversi. E, non meno importante, condividevamo uno stesso
ambiente. Sette porte si chiudevano dietro di me lungo il tratto che dalla strada portava al mio
ufficio; sapevo esattamente com’ è quando si è tagliati fuori dal mondo esterno. Poiché in fin dei
conti vivevo con loro, non mi risultava difficile immedesimarmi nei miei pazienti. La compassione
non si dà facilmente: nasce dalla situazione… Stiamo cominciando appena ad esaminare con metodo
simili effetti: come muta l’empatia con il contesto nel quale gli uomini si incontrano? E in che modo
essa dipende dal patrimonio ereditario e dalla storia delle persone?
1
Sicuramente non l’ha portata la prigione a dedicarsi a queste domande in quanto ricercatore.
Assolutamente no. Il mio approccio era molto più basilare: inizialmente all’istituto volevamo solo
capire meglio come il cervello dà gli ordini d’azione ai muscoli. Che con ciò fossimo anche sulle
tracce dell’empatia, a quel tempo ancora non lo sospettavamo.
Ciò che trovaste fu un meccanismo con cui il cervello può leggere i pensieri e i sentimenti degli
altri. Alcuni colleghi hanno spiegato come la Sua scoperta sia tanto significativa quanto lo fu la
decodificazione del codice genetico DNA. Come ci si sente dopo un successo simile?
Ormai perfino in Dr. House, la serie televisiva americana, si parla dei neuroni specchio. Ma per la
verità io ci rifletto poco. Non so nemmeno se nozioni che vengono da ambiti della scienza tanto
diversi come la genetica e la ricerca sul cervello si possano comparare fra loro tanto semplicemente. E
dopotutto non ho scoperto i neuroni specchio da solo: eravamo e siamo un gruppo di ricercatori che
lavorano insieme, dei quali tra l’altro a quel tempo molti lavoravano senza essere retribuiti. Ne fanno
parte anche Giacomo Rizzolatti (il leader del gruppo), Leonardo Fogassi, e Luciano Fadiga. Tuttavia
sapevamo sin dall’inizio che la nostra era una scoperta molto importante. E ciò che nel lavoro spinge
tutti noi sempre oltre è che la portata della nostra scoperta potrebbe essere anche maggiore di quanto
possiamo valutare quando la compiamo.
Si racconta che non sarebbe mai diventato uno fra i più celebri neuroricercatori se a quel tempo
non avesse rubato le noccioline a una delle Sue scimmie.
Sì, fu veramente una scoperta fortuita. Stavamo registrando nella scimmia l’attività elettrica dai
neuroni che regolano il movimento. Sempre, quando le scimmie allungavano la mano verso il cibo,
questi neuroni diventavano attivi. Allora sentivamo uno scoppiettio nelle nostre apparecchiature. Ma
quando io stesso, una volta, tesi il braccio verso le noccioline, lo scoppiettio si manifestò ugualmente
– come se la scimmia si fosse mossa. Eppure stava solo a guardare, tranquilla. Dopo un attimo
capimmo che il cervello della scimmia si comportava effettivamente come se si immedesimasse nelle
azioni di chi stava effettuando l’esperimento. Quando l’animale osserva il movimento di un altro,
questi neuroni riflettono il comportamento della persona di fronte. Per questo li chiamammo
“neuroni specchio”.
La stessa cosa accade nella mia testa ora, mentre Lei tende la mano verso la Sua tazza di caffè: una
parte del mio cervello risuona per così dire a tempo con il Suo.
E’ così. Solo poche settimane fa un collega da Los Angeles ha fatto un resoconto sui neuroni specchio
negli uomini. Fino a quel momento avevamo solo evidenze indirette circa la loro esistenza.
Con i quali gli ultimi dubbi sulle ragioni del successo dello sport in televisione sarebbero infine
eliminati. Milioni di persone sul divano del loro soggiorno vedono (il calciatore) Michael Ballack
non solo attraverso le sue azioni – ma sono Ballack!
Almeno finché non scompare di nuovo dallo schermo. Solo, l’eco non è ugualmente forte in tutti. In
un calciatore dilettante che conosce bene i movimenti visti, i neuroni specchio si attivano molto più
intensamente che in uno spettatore che non abbandona mai il proprio divano.
2
Però, se il mio cervello segue movimenti altrui tanto precisamente, perché allora non li eseguo?
Cosa mi tiene fermo sulla poltrona, mentre Ballack dribbla?
La catena degli ordini nella testa viene bloccata ad un livello antecedente l’esecuzione. Ma spesso
questo “freno” si allenta – allora la gente mima spontaneamente le persone davanti a lei. I fans del
calcio balzano in piedi quando vedono i loro compagni di tifo fare la stessa cosa allo stadio.
Risate e sbadigli sono notoriamente contagiosi…
…e negli uomini che soffrono di una malattia chiamata “ecoprassia” il freno generalmente non
funziona. Sono costretti a imitare tutto ciò che fa chi sta davanti a loro. Un collega francese raccontò
di come, accompagnando un paziente di questo genere, si avvicinò alla ringhiera di un balcone
dell’ospedale, aprì i pantaloni e fece pipì di sotto. Il poveruomo non poté fare altro che eseguire
subito la stessa cosa.
Siccome solo per via del semplice osservare nel mio cervello vengono suscitati gli impulsi giusti, un
siffatto meccanismo sembra come fatto per questo: che ci impossessiamo di un nuovo
comportamento, copiandolo da altri.
Nessun essere vivente imita tanto e tanto agevolmente quanto gli esseri umani. Proporzionalmente
abbiamo di gran lunga più neuroni specchio di tutti gli altri animali. Uno scimpanzé deve osservare
per cinque anni prima di poter lui stesso rompere una noce, usando una pietra come martello e
un’altra come incudine. Un bambino lo impara in pochi minuti.
Forse dovrei allenarmi di meno, e invece semplicemente limitarmi ad osservare più spesso il mio
insegnante tedesco, per migliorare la mia tecnica nelle competizioni di barca a remi.
Ancora meglio: diventerà perfino più forte seguendo da solo i movimenti di un altro. Due
esperimenti l’hanno da poco dimostrato, di cui uno con un sollevatore di pesi giapponese. Persone
che guardavano video di sport ma che non si allenavano, dopo poco potevano distintamente
esercitare più forza di prima con i muscoli corrispondenti. Presumibilmente dipende da questo, che il
cervello impara a regolare la contrazione dei muscoli in modo più efficace.
C’è da chiedersi per quale ragione la gente comunemente si tormenti nelle palestre. Di fatto, a cosa
esattamente si rivolgono i neuroni specchio? Dobbiamo assolutamente vedere i movimenti di un
altro?
No. Nei nostri esperimenti si attivavano anche se allungavamo la mano verso un oggetto invisibile alle
scimmie. Gli animali potevano solo sentirci.
Questo lo trovo più che straordinario: evidentemente si riflettevano nel cervello degli animali non
i movimenti, ma le intenzioni dell’altro.
I loro neuroni specchio riconoscono addirittura perché io persegua una determinata intenzione. A
seconda che mi allunghi verso la tazza per bere o per sparecchiare il tavolo, si attivano in loro neuroni
diversi. Negli esperimenti abbiamo dimostrato anche questo.
Abbiamo neuroni che leggono i pensieri. Come possono delle singole cellule grigie essere tanto
scaltre?
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Esse ricevono informazioni da molti altri centri nel cervello – nel caso della tazza di caffè sul fatto che
è già vuota. E non si nasce con i neuroni specchio per il comportamento a tavola: il sistema ha
imparato cosa fanno gli uomini nel loro ambiente.
E quindi lo capiamo senza doverci riflettere oltre.
Esatto. Percepiamo le intenzioni delle persone che ci stanno di fronte come se fossero le nostre. Gli
psicologi si sono profondamente ingannati. Secondo l’opinione vigente, infatti, devo capire
innanzitutto me stesso, prima di poter percepire le intenzioni altrui. Ma non è così: nella maggior
parte dei casi non ho bisogno di alcuna teoria sugli stati mentali, né sui miei né sui Suoi. Quindi il
meccanismo dei neuroni specchio ci offre un accesso diretto al mondo interiore degli altri. Solo gli
autistici sono costretti alla strada più lunga, perché prima devono sempre riflettere sugli altri.
Cosa differenzia gli autistici dalle altre persone?
Non possono immedesimarsi. Per questo devono in ogni momento ponderare cosa nella persona che
sta loro davanti può probabilmente accadere – questo è faticoso e spesso funziona in modo
incorretto. Ci sono prove a questo riguardo: negli autistici il meccanismo dello specchio è disturbato.
Quando un bambino sano La osserva fare qualcosa, come mangiare delle fragole, automaticamente
anche in lui ogni volta si attiverà la muscolatura della bocca, non appena Lei avvicina un frutto al Suo
viso. In un bambino autistico non è così. Di conseguenza alcuni bambini hanno anche insolite
difficoltà nell’imparare una serie di movimenti.
Agire e percepire sono interconnessi.
E’ possibile allenare la capacità di immedesimazione?
Una chiave per questo sta verosimilmente nel migliorare le percezioni corporee. Stiamo cercando di
scoprire se sia possibile aiutare persone con disturbi autistici: danzare, recitare, anche fare musica
potrebbe contribuire al migliorarsi delle facoltà motorie, e con questo anche la capacità di
immedesimazione. Oltre a ciò abbiamo appunto cominciato esperimenti per sapere come si esplica
negli autistici l’empatia per il contatto tattile esperito dagli altri.
Nelle ultime pubblicazioni sui neuroni specchio il discorso verte solo su movimenti e intenzioni.
Un paio di anni fa, Lei ha fatto un’ulteriore, importante scoperta: il cervello riproduce anche
sensazioni sconosciute. Quando vedo il modo in cui qualcuno è accarezzato, nella mia testa si attiva
qualcosa come se ricevessi io stesso il massaggio.
Sì, quindi negli uomini ci sono aree del cervello che mappano le sensazioni tattili munite di neuroni
specchio.
E reagiscono altrettanto le parti del cervello che creano la sensazione di dolore. Questo è da
chiamare letteralmente “compassione”.
Non proprio. Forse è vero che i Suoi meccanismi per il dolore si avviano quando Lei mi vede sulla
sedia del dentista, e verosimilmente il Suo viso si contrae se il trapano si avvicina alla mia bocca. Ma
nel Suo cervello non riceve alcun segnale di dolore nel proprio corpo. Da questo si conclude che si
tratta di un problema mio, non Suo – la sensazione è attenuata.
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C’è una differenza fra immedesimazione e compassione: io posso per così dire scivolare sotto la sua
pelle, tuttavia paradossalmente non ho l’obbligo di condividere tutte le Sue sensazioni. Questa è
immedesimazione. Provo compassione quando faccio esperienza anche delle Sue sensazioni.
Il concetto tedesco di “Einfühlung” coglie nel segno. Quindi è fondamentale che Lei si trasferisca
dentro di me intuitivamente e non proprio intellettualmente – anche se in Lei un reale sentimento
viene appena suscitato. Questo accade effettivamente solo in un passaggio successivo, quando prova
“compassione” – pietà, ad esempio. Ma a questo si arriva molto più raramente.
Se l’empatia – in altri l’immedesimazione – è un automatismo del cervello, ci dev’essere una soglia
alta per la compassione. Altrimenti sentiremmo tutti la sofferenza che osserviamo come nostra. Le
infinite crudeltà della storia non ci sarebbero mai state. E nemmeno chirurghi e dentisti.
Effettivamente empatia e compassione si possono completamente separare l’una dall’altra. Pensi
soltanto a un sadico: prova piacere proprio perché può immedesimarsi nel dolore della sua vittima.
Da cosa dipende che immedesimazione diventi compassione?
Questa è una domanda cruciale. Ne sappiamo ancora molto poco.
Le madri spesso raccontano di sentire come proprie le sofferenze dei bambini.
Alcuni colleghi a Roma hanno appunto dimostrato che nelle madri che allattano le strutture cerebrali
per il dolore reagiscono in modo particolarmente intenso alla visione di video di lattanti che strillano.
Ma questa attività è anche maggiore quando si mostra alle madri il loro bambino. E solo in questo
caso in loro si attivano contemporaneamente le aree del cervello per controllare i movimenti.
Evidentemente le donne si preparano, ancor prima di accorgersene, a prestare soccorso.
Ci sono persone che per natura sono più compassionevoli di altre?
Sicuramente. Probabilmente è proporzionale a quanto una persona rispecchia la mimica altrui. Il
cervello costruisce infatti un sentimento a partire dai movimenti dei muscoli del viso. Quando la coda
dell’occhio e la bocca si contraggono in un sorriso naturale, l’umore si alza; se invece assumiamo
un’espressione triste, si abbassa. Negli esperimenti emerge quindi che le persone che inconsciamente
assumono l’espressione di un altro viso più intensamente, sono ugualmente anche più capaci di
empatia.
Questi sono coloro che in “Via col vento” alla fine scoppiano in lacrime con Leslie Howard.
Sì.
Stranamente noi cerchiamo certe esperienze. Certo vogliamo che un film o una pièce teatrale ci
commuova. Perché?
Forse occasionalmente ci fa bene vedere gli altri soffrire. Conosce il filosofo René Girard? Lui
argomentava che gli attori vengono simbolicamente sacrificati sul palcoscenico. Così la società scarica
incessantemente la propria propensione alla violenza in modo innocuo. Credo che questa teoria sia
molto valida.
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Vuole dire che Tristano e Isotta muoiono per amore perché io sopporti meglio l’inevitabile
risentimento all’interno del mio matrimonio?
Un’opera fantastica! Malgrado non sia di Verdi. L’ho vista a Tokyo, con René Kollo nel ruolo
principale.
Ma intenso almeno tanto quanto la liberazione dalla violenza è sicuramente l’effetto contrario.
Quando le persone vedono violenza, questa contagia. Qualche scienziato afferma che i giovani
imiterebbero proprio i crimini che film e videogiochi mostrano loro.
Su questo sarei scettico. Perché non conosco un solo studio che dimostri davvero che c’è un nesso fra
il nostro congenito talento nell’imitare, la violenza dei media e la brutalità nella vita reale. A mio
parere i giochi orrorifici e i film operano in altro modo: essi abituano le persone allo spettacolo della
crudeltà. La violenza diventa banale e finisce per apparire accettabile allo scopo di risolvere i conflitti.
A questo punto si dovrebbe però anche dire che nella storia non è mai accaduto che un numero così
grande di persone abbiano convissuto tanto pacificamente quanto accade oggi. Le epoche più antiche
erano molto più brutali, anche senza videogiochi. Ma ci sono aspetti della contemporaneità più
preoccupanti.
Quali?
L’avanzata del mondo virtuale. Comunichiamo sempre di più con telefono e computer; le occasioni
in cui le persone si incontrano in carne ed ossa si riducono sempre di più. Ora sappiamo dai nostri
esperimenti che ciò non è assolutamente indifferente, per la capacità di immedesimazione, se Lei vede
un’altra persona solo su un monitor o se le sta davanti, occhi negli occhi. Per questo un’esperienza a
teatro è spesso più intensa che l’assistere a un film. E se Lei si limita a scambiare con i Suoi
interlocutori solo delle e-mail, o come molti giovani oggi a incontrarsi virtualmente nelle chatroom
elettroniche, la Sua immagine di loro si dissolve completamente.
Spogliamo di fisicità le persone con cui coltiviamo una relazione.
Sì. E questo non può non avere grosse ripercussioni sulle nostre capacità sociali e intellettuali. Solo,
non sappiamo ancora quali. In ogni caso l’intelligenza sociale si è sviluppata durante l’evoluzione per
incontri diretti, non virtuali.
Certo Lei trae vantaggio dal fatto che oggi Le è possibile collaborare tanto velocemente in Internet
con dei colleghi in Giappone quanto lo sarebbe se Le sedessero accanto. Difficilmente, comunque,
lo sviluppo della tecnica potrà essere arrestato.
Neanch’io voglio che questo accada. Tuttavia la nostra conversazione si svolgerebbe di certo in modo
molto diverso, se ci parlassimo al telefono invece di sederci qui, a Parma, uno di fronte all’altro. Se
quindi la comunicazione elettronica si diffonde sempre più, dovremo presumibilmente trovare forme
totalmente nuove di rapporto. Un piccolo progresso potrebbero essere costituito dall’uso dei
videotelefoni.
Senza un’immagine del corpo dell’altro da vedere, non ci può essere immedesimazione – almeno se
si intende il “sentire” propriamente l’altro dall’interno.
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No. Lei può tentare di immedesimarsi negli altri, similmente a come lo fanno gli autistici. Ma questa
strada è molto più complicata, e innanzitutto si fanno molti errori. Per questo cerchiamo la vicinanza
delle persone che ci capiscono senza lunghe spiegazioni, semplicemente guardandoci.
Così ci possono essere le migliori amicizie fra persone che per il resto condividono appena degli
interessi…
Perché altre corrispondenze sono molto più determinanti. “Comprendere l’altro, cioè creare in noi il
suo sentimento”, scrisse a ragione Friedrich Nieztsche. Quando due persone non possono farlo,
naufragano matrimoni fra partner che sembrano fatti l’uno per l’altra.
Non conosco nessun neuroscienziato che citi, appassionato quanto Lei, pensatori come Nietzsche,
Husserl e lo stesso Heidegger. Cosa Le dà la filosofia?
Molti colleghi vedono le riflessioni filosofiche come una sorta di aggiunta che serve a questo: rendere
la propria ricerca più appetibile per un vasto pubblico. Questo va bene, purché ci si occupi di
problemi molto distanti dall’esperienza umana – ad esempio di come i canali ionici trasmettano
segnali elettrici fra i neuroni.
Ma provi a studiare fenomeni come l’immedesimazione o addirittura la coscienza: non può trattare la
filosofia come la ciliegina sulla torta della Sua ricerca. Quindi, ciò che Lei indaga assolutamente non
può essere separato dalla Sua personale visione del mondo. E’ quindi molto più difficile porre in
anticipo le domande giuste. In questo aiuta enormemente il sistematico procedimento di
avvicinamento dei filosofi.
In 2500 anni di storia della filosofia tutte le grandi domande dell’esistenza umana sono già state
poste molte volte. L’uomo di scienza allora deve solo trovare la formulazione più indovinata per la
sua ricerca?
Non è così facile. Piuttosto, ci si inventa una filosofia su misura. Si cercano al di fuori del proprio
ristretto ambito i pensatori le cui idee ci sembrano particolarmente stimolanti per i nostri
esperimenti. Per me ad esempio sono i fenomenologi come Edmund Husserl…
…un matematico e filosofo austriaco, che si occupò intensivamente, nella svolta del XX secolo,
della corporeità di tutti gli ambiti della cognizione.
E quindi nemmeno la fecondazione delle scienze naturali attraverso la filosofia è una strada a senso
unico. La nostra ricerca conduce al fatto che i filosofi, dal canto loro, pongono nuove domande, e
così si procede.
Qui l’Europa attraverso il lavoro in laboratorio fa così fortemente riferimento alla storia del
pensiero, mi pare un accesso molto europeo. Gli Americani, che spesso sono presi a modello della
scienza, sono in questo molto più pragmatici.
Sì, dirigono più intensamente il loro interesse sui problemi che al momento sembrano loro risolvibili.
Sono anche costretti, perché nelle loro università imperversa molta più competizione. Quindi devono
produrre risultati – e non possono assolutamente prendersi grossi rischi, o meditare su conseguenze
teoriche di più ampia portata delle loro ricerche. Mi sembra che noi Europei possiamo dare un
significativo contributo alla scienza già attraverso la nostra eredità culturale.
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Cosa può imparare la filosofia dalle neuroscienze sull’empatia?
Che non ci si può ancora immaginare la mente umana senza corpo.
Con ciò Lei si oppone a un quadro che, dalla marcia trionfale dei computer, appare a molti già
quasi ovvia: la mente umana funziona come un computer, il suo carattere e i suoi ricordi sono solo
una gigantesca serie di dati. Se fosse così, si potrebbe almeno teoricamente trasferire tutte le
informazioni che costituiscono la Sua personalità dal cervello su un super calcolatore, e lì portarle
al funzionamento. In un certo qual modo vivrebbe così di nuovo sul chip di silicio.
Totale fesseria. Perché, come oggi sappiamo, il nostro intero pensare e sentire si fonda sul fatto che
osserviamo i corpi di altri uomini, che prendiamo le cose e le manipoliamo. Aumentano anche i dati
sperimentali sul fatto che siamo debitori a simili abilità motorie anche per altri aspetti, come quello
del linguaggio. La nostra mente esiste solo nel mondo corporeo.
Ed è per questo motivo irrimediabilmente mortale.
Sicuramente. Certo, nel continuare a perseguire fini di ampia portata rendiamo sopportabile questa
prospettiva. Quando l’imperatore della Cina ordinò la costruzione della Grande Muraglia sapeva
bene che non sarebbe mai vissuto tanto da vederne l’ultimazione. Tuttavia impiegò tutta la sua
potenza in questa impresa. Così, noi viviamo nuovamente nei cervelli delle generazioni successive.
Anche questa è una sorta di eco. Grazie ad essa l’umanità ha potuto creare la cultura e liberarsi dal
vincolo dell’evoluzione biologica.
E’ concesso a pochi uomini di progettare la Grande Muraglia o, come Verdi, di scrivere 26 opere.
E’ importante? Anche se una persona diffonde solo un po’ di sapere, dà un contributo a questa
cultura che vince la mortalità. Ma forse, per sentire in questo modo, si deve – come me in quanto
Italiano – imbattersi ad ogni passo sulle tracce del passato.
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