»Tanzen und Laufen können dazu beitragen, dass sich die motorischen Fähig­keiten verbessern und damit das Einfühlungs­vermögen verbessert wird« stefan Kleins wissenschaftsgespräche (3) MITGEFÜHL IST EIGENNUTZ Vittorio Gallese machte eine der bedeutendsten Entdeckungen der Hirnforschung: Er fand die Spiegelneuronen. Damit haben wir Zugang zur Innenwelt unserer Mitmenschen - und können uns in sie einfühlen 26 ZEIT magazin Leben 26-27 ZEIT magazin Leben 27 07.05.2008 15:44:01 Uhr Selbst in Dr. House, der amerikanischen Arzt-Fernsehserie, ist ja inzwischen von Spie­ gelneuronen die Rede. Aber ehrlich gesagt denke ich wenig darüber nach. Ich weiß auch nicht, ob man Erkenntnisse aus so verschie­ denen Bereichen der Wissenschaft wie Gene­ tik und Hirnforschung ohne Weiteres mitein­ ander vergleichen kann. Und schließlich habe ich die Spiegelneuronen nicht allein gefunden. Wir waren und sind eine Gruppe von gleich­ berechtigten Forschern, von denen damals übrigens viele unbezahlt arbeiteten. Giacomo Rizzolatti, Leonardo Fogassi und Luciano Fa­ diga gehörten dazu. Allerdings wussten wir von Anfang an, dass unser Fund ein sehr wich­ tiger war. Und was uns alle weiter bei der Ar­ beit antreibt, ist, dass die Reichweite unserer Entdeckung deutlich größer sein dürfte, als wir es heute ermessen können. Vittorio Gallese, Man erzählt sich, Sie wären niemals ein berühmter Hirnforscher geworden, hätten 48, ist Professor für Neurophysiologie Sie damals nicht einem Ihrer Affen die Erdan der Universität Parma nüsse stibitzt. Nun ja, es war wirklich eine Zufallsent­ deckung: Wir leiteten elektrische Signale von Professor Gallese, die wichtigste Entdeckung Ihres Lebens gelang grauen Zellen ab, die die Bewegung der Tiere steuern. Immer wenn Ihnen, als Sie Arzt im Gefängnis waren. die Tiere nach dem Futter griffen, wurden diese Neuronen aktiv. Dann Damals hatte ich gerade meinen Dienst als Sanitätsoffizier der hörten wir in unseren Messgeräten ein Knattern. Doch als ich einmal Luftwaffe hinter mir und wollte forschen. Die Universität gab mir selbst den Arm nach den Nüssen ausstreckte, ging das Knattern eben­ keine Stelle. Aber im Gefängnis war eine frei. Also arbeitete ich tags­ falls los – als hätte sich der Affe bewegt. Aber der sah nur ruhig zu. Erst über unbezahlt im Labor, während ich nachts und am Wochenende glaubten wir natürlich an einen Fehler. Nach einer Weile begriffen wir, in der Strafanstalt mein Geld verdiente. So ging es fünf Jahre lang. dass sich das Gehirn des Affen tatsächlich so verhielt, als versetzte es 1992 endlich bekam ich einen Job – an der Universität Tokyo. sich in den Kopf des Versuchsleiters hinein. Wenn das Tier die Bewe­ Empfanden Sie Mitgefühl mit Ihren Patienten? Sie müssen ja gung eines anderen beobachtet, spiegeln diese Neuronen also das Ver­ gewusst haben, warum die einsaßen. halten des Gegenübers. Darum nannten wir sie Spiegelneuronen. Ich versuchte so wenig über ihre Vorgeschichte zu erfahren wie Dasselbe geschieht in meinem Kopf, wenn Sie jetzt nach Ihrer Kaffeetasse greifen: Ein Teil meines Gehirns schwingt sozusagen mit nur irgend möglich. Als Arzt wollte ich heilen, nicht urteilen. Aber dem Ihren im Gleichtakt. natürlich ging es meistens nicht, weil die Verbrechen in den Akten und in der Lokalpresse standen. Interessanterweise fühlte ich trotzdem So ist es. Erst vor wenigen Wochen hat ein Kollege aus Los mit den Häftlingen – selbst mit den Serienmördern und Männern, Angeles über Spiegelneuronen bei Menschen berichtet. Bis dahin die ihre Opfer in Säure aufgelöst hatten. Die Wärter haben mich hatten wir nur indirekte Hinweise darauf, dass es sie gibt. immer wieder gefragt: »Warum bemühst du dich um so einen?« Aber Womit endlich die letzten Zweifel über die Gründe für den Erfolg der »Sportschau« ausgeräumt wären. Millionen auf dem diese Männer standen mir in Fleisch und Blut gegenüber, sprachen Wohnzimmersofa sehen Ronaldo nicht nur bei seinen Aktionen zu von ihren Frauen, hatten eine persönliche Geschichte, wie ich. Es – sie sind Ronaldo! waren keine ganz anderen Wesen. Und nicht zuletzt teilten wir eine Umgebung. Sieben Türen schlossen sich hinter mir auf dem Weg von Jedenfalls so lange, bis er wieder vom Bildschirm verschwindet. der Straße bis in mein Büro; ich wusste genau, wie es ist, wenn man Nur ist die Resonanz nicht bei allen gleich stark. Bei einem Amateur­ von der Außenwelt weggesperrt ist. Weil ich letztlich mit ihnen lebte, fußballer, der die gesehenen Bewegungen selber beherrscht, werden fiel es mir nicht schwer, mich in meine Patienten hineinzuversetzen. die Spiegelneuronen viel stärker aktiviert als bei einem Zuschauer, Mitgefühl ist nicht einfach da, es entsteht durch die Situation. Wir der sein Sofa niemals verlässt. beginnen gerade, solche Effekte systematisch zu untersuchen: Wie Wenn nun mein Gehirn fremde Bewegungen so genau nachvollzieht, warum führe ich sie dann nicht aus? Was hält mich im Sessel, ändert sich Empathie mit dem Umfeld, in dem sich Menschen begeg­ während Ronaldo aufs Tor stürmt? nen? Und wie hängt sie von den Erbanlagen und der Geschichte der Personen ab? Die Befehlskette im Kopf wird auf einer späteren Stufe blo­ Doch nicht das Gefängnis hat Sie dazu gebracht, sich als Forckiert. Aber oft lockert sich diese Hemmung – dann spiegeln Men­ scher solchen Fragen zu widmen. schen spontan ihr Gegenüber. Fußballfans springen auf, wenn sie Keineswegs. Mein Zugang war viel grundsätzlicher: Anfangs Gleichgesinnte im Stadion dasselbe tun sehen. wollten wir am Institut nur besser verstehen, wie das Großhirn den Lachen und Gähnen stecken bekanntlich an … Muskeln Handlungsanweisungen gibt. Dass wir damit auch dem … und bei Menschen, die unter einer Krankheit namens Mitgefühl auf der Spur waren, ahnten wir damals noch nicht. Echopraxie leiden, funktioniert die Hemmung überhaupt nicht. Sie Was Sie fanden, war ein Mechanismus, mit dem das Gehirn müssen zwanghaft alles nachmachen, was ihr Gegenüber tut. Ein die Gedanken und Gefühle anderer lesen kann. Kollegen haben französischer Kollege beschrieb, wie er in Begleitung eines solchen erklärt, Ihre Entdeckung sei so bedeutsam, wie es die EntschlüssePatienten ans Geländer eines Krankenhausbalkons trat, die Hose lung der Erbsubstanz DNS war. Wie fühlt man sich nach einem öffnete und hinunterpinkelte. Der arme Mann konnte gar nicht an­ solchen Erfolg? ders, als sofort dasselbe zu tun. Bei Parma denken Schlemmer an Schinken und Käse, Opernliebhaber an die Heimat von Verdi. Kaum jemand aber weiß, dass in dieser Stadt eine der bedeutendsten Entde­ ckungen der Hirnforschung gelang. Vor gut 15 Jahren stieß eine Gruppe junger Medizi­ ner auf ganz besondere Neuronen – graue Zellen, denen wir die Fähigkeit zur Nachah­ mung, zum Mitgefühl und wahrscheinlich auch zum Sprechen verdanken. Der Fund wurde weltweit gefeiert, doch die Helden entzogen sich dem globalisierten For­schungs­ betrieb. Statt nach den üblichen Jahren in Boston und Berkeley Lehrstühle auf beiden Seiten des Atlantiks zu besetzen, kehrten sie nach Parma zurück, um gemeinsam weiter­ zuarbeiten. Vittorio Gallese ist einer von ihnen. In Parma geboren, redet er im Res­ taurant mit der gleichen Begeisterung über die Feinheiten einer Gänseleber wie über die der motorischen Großhirnrinde. Und über der Tür seines Arbeitszimmers, dort, wo an­ derswo in Italien das Kruzifix hängt, wacht Verdis Porträt. 28 ZEIT magazin Leben 28-29 »Möglicherweise tut es uns gelegentlich gut, andere leiden zu sehen« Fotos ––– Neal Preston / Corbis (vorherige Seite); Gilles Peress / Magnum Photos; Albrecht Tübke; David Turnley / CORBIS (nächste Seite) ZEIT magazin Leben 29 07.05.2008 15:44:14 Uhr Da durch bloßes Zusehen die richtigen Impulse in meinem GeInnenwelt der anderen. Nur Autisten sind zu dem Umweg gezwun­ hirn ausgelöst werden, scheint ein solcher Mechanismus wie dafür gen, dass sie immer erst über den anderen Menschen nachdenken gemacht, dass wir uns neues Verhalten aneignen – indem wir es von müssen. anderen kopieren. Was unterscheidet Autisten von anderen Menschen? Kein Geschöpf imitiert so viel und so mühelos wie der Mensch. Sie können sich nicht einfühlen. Darum müssen sie stets über­ Entsprechend haben wir weit mehr Spiegelneuronen als alle anderen legen, was in ihrem Gegenüber wohl vorgehen mag – das ist anstren­ Tiere. Ein Schimpanse muss fünf Jahre lang zusehen, bis er selbst gend und geht allzu oft schief. Wir haben Hinweise darauf, dass bei eine Nuss aufbrechen kann, indem er einen Stein als Hammer und Autisten der Spiegelmechanismus gestört ist. Wenn ein gesundes einen anderen als Amboss gebraucht. Ein Kleinkind lernt das in ein Kind Ihnen etwa zusieht, wie Sie Erdbeeren essen, wird automatisch paar Minuten. auch bei ihm jedes Mal die Mundmuskulatur aktiviert, sobald sich Vielleicht sollte ich weniger trainieren, sondern einfach nur öfeine Frucht Ihrem Gesicht nähert. Bei einem autistischen Kind ist ter dem Deutschen Meister zusehen, um meine Technik im Rennrudas nicht so. Folglich haben solche Kinder auch ungewöhnliche derboot zu verbessern. Schwierigkeiten damit, Bewegungsabläufe zu lernen. Besser noch: Sie werden sogar kräftiger, allein indem Sie die Be­ Kann man Einfühlungsvermögen trainieren? wegungen eines anderen verfolgen. Das haben vor Kurzem zwei Ver­ Ein Schlüssel dazu liegt wahrscheinlich im Verbessern des Kör­ suchsreihen gezeigt, eine davon mit japanischen Gewichthebern. Ver­ perempfindens. Wir versuchen gerade herauszufinden, ob man Men­ suchspersonen, die Sportvideos sahen, aber nicht trainierten, konnten schen mit autistischen Störungen so helfen kann: Tanzen, Schauspie­ nach einer Weile mit den entsprechenden Muskeln deutlich mehr len, auch Musikmachen könnten dazu beitragen, dass sich die Kraft ausüben als vorher. Vermutlich liegt es daran, dass das Gehirn motorischen Fähigkeiten und damit auch das Einfühlungsvermögen lernt, das Zusammenziehen der Muskeln effektiver zu steuern. verbessern. Zudem haben wir gerade Experimente begonnen, um zu Da fragt man sich, weshalb Menschen sich überhaupt im Fitnesserfahren, wie es bei Autisten um den Sinn für Berührungen steht. studio quälen. Worauf genau sprechen die Spiegelneuronen eigentlich In den ersten Veröffentlichungen über Spiegelneuronen ist nur an? Müssen wir die Bewegungen eines anderen unbedingt sehen? von Bewegungen und Absichten die Rede. Kürzlich gelang Ihnen eine neue Entdeckung: Auch fremde Empfindungen spielt das Gehirn Nein. In unseren Versuchen wurden sie auch dann aktiv, wenn nach. Wenn ich sehe, wie jemand gestreichelt wird, kommt es in wir, für die Affen unsichtbar, nach einem Gegenstand griffen. Die meinem Kopf zu Aktivität, als empfinge ich selbst die Massage. Tiere konnten uns nur hören. Dies finde ich mehr als erstaunlich: Offenbar spiegelten sich im Ja, denn beim Menschen sind auch die Hirnareale, die für Be­ Gehirn der Tiere gar nicht Bewegungen, sondern die Absichten des rührung zuständig sind, mit Spiegelneuronen versehen. anderen. Und genauso reagieren die Teile des Gehirns, die die Schmerzempfindung erzeugen. »Mitleid« ist wörtlich zu nehmen. Ihre Spiegelneuronen erkennen sogar, warum ich eine bestimm­ te Absicht verfolge. Je nachdem, ob ich zur Tasse greife, um zu trin­ Nicht ganz. Ihre Systeme für Schmerz springen zwar an, wenn ken oder um den Tisch aufzuräumen, werden bei Ihnen andere Neu­ Sie mich etwa im Zahnarztstuhl sehen, und wahrscheinlich verzieht ronen aktiv. Auch das haben wir in Experimenten gezeigt. sich auch Ihr Gesicht, wenn sich der Bohrer meinem Mund nähert. Wir haben Neuronen, die Gedanken lesen. Wie können einzelAber Ihr Gehirn empfängt keine Schmerzsignale aus dem eigenen ne graue Zellen so schlau sein? Körper. Daraus schließt es, dass es mein und nicht Ihr Problem ist Sie empfangen Informationen von vielen anderen Zentren im – die Empfindung wird gedämpft. Gehirn – im Fall der Kaffeetasse etwa darüber, ob sie schon leer ist. Es gibt einen Unterschied zwischen Einfühlung und Mitgefühl: Ich kann sozusagen in Ihre Haut schlüpfen, muss aber paradoxerUnd mit Spiegelneuronen für das Benehmen am Frühstückstisch weise trotzdem nicht alle Ihre Empfindungen teilen. Das ist Einfühkommen Sie auch nicht auf die Welt. Das System hat gelernt, was lung. Mitgefühl habe ich, wenn ich auch noch Ihre Gefühle erlebe. die Menschen in Ihrer Umgebung so tun. Und dann begreifen wir es, ohne dass wir weiter darüber nach Der deutsche Begriff »Einfühlung« trifft es sehr gut. Denn ent­ denken müssen. scheidend ist, dass Sie sich intuitiv und eben nicht gedanklich in mich Genau. Wir empfinden die Absichten unseres Gegenübers, als hineinversetzen – auch wenn das eigentliche Gefühl bei Ihnen kaum ob es die eigenen wären. Die Psychologen haben sich da gründlich ausgelöst wird. Das geschieht tatsächlich erst in der nächsten Stufe, getäuscht. Nach herrschender Meinung nämlich muss ich erst mich wenn Sie »Mitgefühl« haben – Mitleid zum Beispiel. Aber dazu selber verstehen, bevor ich Ihre Absichten begreifen kann. Aber so ist kommt es viel seltener. es nicht: In den meisten Fällen brauche ich gar keine Theorie über Wenn Empathie – Einfühlung in andere – ein Automatismus des Gehirns ist, muss es eine hohe Schwelle für das Mitgefühl geben. Geisteszustände, weder über meine noch über Ihre. Denn der Me­cha­ mkp_Schoenheit-AZ-Zeit.qxd:AZ_Zeit 1 24.04.2008 12:17 Uhr Seite 1 das wir beobachten, sofort selber empSonst würden wir alles Leid, nis­mus der Spiegelneuronen bietet uns einenMagazin direkten Zugang in die lange+durach ZERBRECH LICHE SCHÖNHEIT GLAS IM BLICK DER KUNST BECKMANN, BOURGEOIS, DALÍ, FLEGEL, HIRST, MONET, STOSKOPFF u.a. 19.4.–31.8.2008 »Wir wollten verstehen, wie das Gehirn den Muskeln Handlungsanweisungen gibt. Dass wir dabei dem Mitgefühl auf 30 ZEIT magazin Leben Foto ––– Name Namerich der Spur waren, ahnten wir nicht« 30-31 Sponsored by Medienpartner Kulturpartner Die Stiftung museum kunst palast ist eine Public-Private-Partnership zwischen der Landeshauptstadt Düsseldorf, E.ON AG, METRO Group und Evonik Industries AG. Caesar Boetius van Everdingen, Amor eine Glaskugel haltend, 1650–55, Privatbesitz Deutschland Ehrenhof 4–5, Düsseldorf, Di–So 11–18 Uhr, www.museum-kunst-palast.de 07.05.2008 15:44:31 Uhr finden. Die unendlichen Grausamnehmbar, um Konflikte zu lösen. keiten der Geschichte hätte es dann Man sollte aber auch dazu sagen, niemals gegeben. Chirurgen und dass noch nie in der Geschichte so Zahnärzte allerdings auch nicht. viele Menschen so friedlich zusam­ Tatsächlich können Sie Empa­ mengelebt haben wie heute. Die thie und Mitgefühl völlig voneinan­ meisten Epochen waren viel bru­ der entkoppeln. Denken Sie nur an taler, ganz ohne Videospiele. Da einen Sadisten, der Lust erlebt, gerade gibt es Entwicklungen, die mir mehr weil er sich in das Leid seines Opfers Kopfzerbrechen bereiten. einfühlen kann. Welche? Wovon hängt es ab, ob aus Ein Das Vordringen der virtuellen fühlung Mitgefühl wird? Welt. Wir kommunizieren immer Das ist die entscheidende Frage. mehr über Telefon und Computer; Wir wissen noch sehr wenig darüber. Gemeinschaften, in denen sich Men­ Mütter berichten oft, sie würden schen leibhaftig begegnen, lösen sich Kinderschmerzen als die eigenen erzunehmend auf. Nun wissen wir aus Stefan Klein fahren. unseren Experimenten, dass es für Kollegen in Rom haben gerade das Einfühlungsvermögen keines­ (rechts im Bild) ist promovierter Biophysiker. Der gezeigt, dass bei stillenden Müttern wegs gleichgültig ist, ob Sie einen 42-Jährige hat die Bestseller »Die Glücks­formel« und die Hirnsysteme für Schmerz beson­ anderen Menschen nur auf einem »Zeit. Der Stoff, aus dem das Leben ist« geschrieben. ders stark auf Videos von schreienden Monitor sehen oder ihm Auge in Klein führt für das ZEITmagazin regelmäßig Gespräche Säuglingen ansprechen. Noch höher Auge gegenüberstehen. Darum ist mit Wissen­schaftlern: Über die großen Fragen, aber ist diese Aktivität, wenn man ih­ ein Theatererlebnis oft stärker als ein auf die wir keine letzten Antworten haben. nen das eigene Kind zeigt. Und nur in Kinobesuch. Und wenn Sie sich mit diesem Fall treten bei der Mutter Ihren Gesprächspartnern nur noch Erschienen sind bisher »Schönheit« (Folge 1 in der gleichzeitig auch die Hirnareale in Ak­ per E-Mail oder im Chat austau­ Nr. 26/07) und »Schmerz« (Folge 2 in der Nr. 47/07) tion, die Bewegungen kontrollieren. schen, löst sich Ihr Bild von ihnen Offensichtlich machen sich die Frau­ vollständig auf. en, noch bevor sie selber es merken, Wir entkörperlichen die Menbereit, Hilfe zu leisten. schen, mit denen wir Umgang pflegen. Gibt es Menschen, die von Natur aus mitfühlender sind? Ja. Und das muss starke Auswirkungen auf unsere sozialen und Sicherlich. Es hängt vermutlich damit zusammen, wie stark eine geistigen Fähigkeiten haben. Wir wissen nur noch nicht, welche. Auf Person die Mimik anderer spiegelt. Aus den Bewegungen der Ge­ jeden Fall hat sich der soziale Verstand während der Evolution für sichtsmuskeln nämlich konstruiert das Gehirn eine Empfindung. direkte, nicht für virtuelle Begegnungen ausgeprägt. Wenn sich die Augenwinkel und der Mund zu einem echten Lächeln Sie selbst profitieren doch davon, dass Sie heute über das Internet mit Kollegen in Japan fast so zusammenarbeiten können, als verziehen, steigt die Stimmung; machen wir hingegen eine traurige säßen die nebenan. Ohnehin wird sich die Entwicklung der Technik Miene, so sinkt sie. In Experimenten stellte sich nun heraus, dass kaum aufhalten lassen. Menschen, die unbewusst den Ausdruck eines anderen Gesichts stär­ ker übernehmen, zugleich auch mitfühlender sind. Das will ich auch nicht. Allerdings würde unser Gespräch sicher Das sind dann die, die in »Vom Winde verweht« am Ende mit ganz anders verlaufen, würden wir am Telefon reden, statt uns hier Leslie Howard in Tränen ausbrechen. in Parma gegenüberzusitzen. Wenn sich also die elektronische Kom­ Ja. munikation immer weiter verbreitet, werden wir vermutlich auch Sonderbarerweise suchen wir solche Erfahrungen. Wir wollen ganz neue Formen des Umgangs miteinander finden müssen. Ein doch, dass ein Film oder ein Theaterstück uns rühren. Warum? kleiner Fortschritt wären immerhin Videotelefone. Möglicherweise tut es uns gelegentlich gut, andere leiden zu Ohne ein Bild vom Körper des anderen zu sehen, kann es keine Einfühlung geben – jedenfalls nicht, wenn man es mit dem »Fühlen« sehen. Kennen Sie den französischen Religionsphilosophen René ernst meint. Girard? Er argumentierte, Schauspieler würden auf der Bühne sym­ bolisch geopfert. So entlade die Gesellschaft ihre ständig vorhandene Nein. Sie können sich dann nur in andere hineinzudenken ver­ Gewaltbereitschaft auf harmlose Weise. Ich glaube, diese Theorie hat suchen, so ähnlich, wie Autisten es tun. Aber dieser Weg ist sehr viel viel für sich. komplizierter, und vor allem machen Sie jede Menge Fehler. Darum Sie meinen, Tristan und Isolde gehen in den Liebestod, damit suchen wir die Nähe von Menschen, die uns ohne lange Erklärungen ich den unvermeidlichen Ärger in meiner Ehe besser ertrage? verstehen – indem sie uns einfach nur ansehen. Eine fantastische Oper! Obwohl sie nicht von Verdi ist. Ich habe So kann es zwischen Menschen, die sonst kaum Interessen teilen, die besten Freundschaften geben … sie in Tokyo gesehen, mit René Kollo in der Titelrolle. Aber mindestens so stark wie das Entladen der Aggressionen ist … weil andere Übereinstimmungen viel entscheidender sind. doch der gegenteilige Effekt. Wenn Menschen Gewalt sehen, steckt sie »Den anderen verstehen, das heißt, sein Gefühl in uns zu erzeugen«, das an. Einige Wissenschaftler behaupten, gerade Jugendliche würschrieb Friedrich Nietzsche zu Recht. Wenn zwei Menschen das nicht den die Verbrechen imitieren, die brutale Filme und Videospiele können, scheitern selbst Ehen zwischen Partnern, die wie gemacht ihnen vormachen. füreinander scheinen. Ich wäre da skeptisch. Denn ich kenne keine einzige Studie, Ich kenne keinen Neurowissenschaftler, der so begeistert wie Sie Denker wie Nietzsche, Husserl und selbst Heidegger zitiert. Was gibt die einen Zusammenhang zwischen unserer angeborenen Imi­ta­ Ihnen die Philosophie? tions­ga­be, Mediengewalt und Brutalität im realen Leben wirklich beweist. Nach meiner Meinung wirken Horrorspiele und Filme Viele Kollegen sehen philosophische Gedanken als eine Art ganz anders: Sie gewöhnen Menschen an den Anblick von Grau­ Dreingabe, die dazu dient, ihre Forschung der Öffentlichkeit samkeit. Gewalt wird banal und erscheint irgendwann sogar an­ schmackhafter zu machen. Das ist in Ordnung, sofern sie sich mit 32 ZEIT magazin Leben Foto ––– Albrecht Tübke 32-33 Problemen sehr weit entfernt vom menschlichen Erleben befassen – etwa damit, wie Ionenkanäle elektrische Signale zwischen Neu­ ronen übertragen. Untersuchen sie aber Phänomene wie Einfühlung oder gar das Bewusstsein, können sie die Philosophie nicht mehr wie die Dekorationskirsche auf dem Kuchen ihrer Forschung behandeln. Denn hier ist das, was sie erforschen, von ihrer persönlichen Welt­ sicht gar nicht zu trennen. Es ist also von vorneherein viel schwerer, die richtigen Fragen zu stellen. Und dabei hilft die systematische Herangehensweise der Philosophen enorm. In 2500 Jahren Philosophiegeschichte wurden alle großen Fragen der menschlichen Existenz schon viele Male gestellt. Der Wissenschaftler muss also nur die Formulierung finden, die für seine Forschung die treffendste ist? Ganz so einfach ist es nicht. Eher schafft man sich eine maßge­ schneiderte Philosophie. Man sucht sich die Denker heraus, deren Ideen man für die eigenen Experimente als besonders anregend fin­ det. Für mich sind das zum Beispiel die Phänomenologen um Ed­ mund Husserl … … den österreichischen Mathematiker und Philosophen, der sich an der Wende zum 20. Jahrhundert intensiv mit der Körperlichkeit aller Gegenstände der Erkenntnis befasste. Und dann ist die Befruchtung der Naturwissenschaft durch die Philosophie auch keine Einbahnstraße. Unsere Forschung führt dazu, dass die Philosophen ihrerseits neue Fragen stellen, und so geht es immer weiter. Was kann die Philosophie von der Neurowissenschaft über Empathie lernen? Dass man sich den menschlichen Geist ohne Körper noch nicht einmal vorstellen kann. Damit widersprechen Sie einem Bild, das seit dem Siegeszug der Computer vielen fast schon selbstverständlich erscheint: Der menschliche Geist funktioniert wie ein Computer, sein Charakter und seine Erinnerungen sind nur ein riesiger Datensatz. Wenn es so wäre, könnte man all die Informationen, die Ihre Persönlichkeit ausmachen, theoretisch auf einen Superrechner übertragen. Sie lebten dann gewissermaßen auf dem Siliziumchip weiter. Völliger Unsinn. Denn wie wir heute wissen, beruht unser ge­ sam­tes Denken und Fühlen darauf, dass wir die Körper anderer Men­ schen beobachten, dass wir Dinge anfassen und sie manipulieren. Auch häufen sich die Hinweise darauf, dass wir solchen motorischen Fertigkeiten sogar das Sprachvermögen verdanken. Unser Geist exis­ tiert nur in der körperlichen Welt. Und ist dadurch hoffnungslos sterblich. Gewiss. Doch indem wir weitreichende Ziele verfolgen, machen wir uns diese Aussicht erträglich. Als der Kaiser von China den Bau der Großen Mauer befahl, wusste er genau, dass er die Fertigstellung nie erleben würde. Trotzdem verwendete er auf dieses Unternehmen all seine Kraft. Denn in den Gehirnen späterer Generationen leben wir fort. Auch das ist eine Art Resonanz. Dank ihr konnte die Menschheit die Kultur schaffen und sich aus Zwängen der biolo­ gischen Evolution befreien. Den wenigsten Menschen ist es vergönnt, die Große Mauer zu planen oder, wie Verdi, 26 Opern zu schreiben. Kommt es darauf an? Auch wenn ein Mensch nur ein wenig Wissen weitererzählt, leistet er einen Betrag zu dieser Kultur, welche die Sterblichkeit überwindet. Aber vielleicht muss man wie ich als Italiener bei jedem Schritt auf Spuren der Vergangenheit stoßen, um so zu empfinden. ZEIT magazin Leben 33 07.05.2008 15:44:43 Uhr Vittorio Gallese Die Zeit – Maggio 2 008 Quando si pensa a Parma, le buone forchette pensano a prosciutti e formaggi, gli amanti d’opera lirica alla patria di Verdi; pochi sanno che in questa città sul confine della Pianura Padana è stata fatta una delle scoperte più significative dell’attuale ricerca sul cervello. La realizzò una quindicina di anni fa un gruppo di giovani medici che nel loro tempo libero, nei laboratori fisiologici dell’università locale, facevano esperimenti su particolari neuroni – cellule grigie cui dobbiamo la facoltà dell’imitazione, della compassione e verosimilmente anche del parlare. La scoperta venne celebrata in tutto il mondo, ma all’epoca i suoi protagonisti si sottrassero all’attività di ricerca globalizzata: dopo i consueti anni di cattedra a Boston e Berkeley, invece di esercitare in entrambe le parti dell’Atlantico, tornarono a Parma per lavorare nuovamente assieme. Vittorio Gallese è uno di loro. Nato a Parma, al ristorante parla con lo stesso entusiasmo della finezza di un antipasto di fegato d’oca come delle straordinarie peculiarità della corteccia cerebrale. E sopra la porta del suo studio, là dove altrove in Italia pende il crocifisso, vigila il ritratto di Verdi. Professor Gallese, la scoperta più importante della Sua vita Le è riuscita quando esercitava in prigione come medico. A quell’epoca avevo già alle spalle il mio impiego in qualità di ufficiale della sanità dell’aeronautica e volevo fare ricerca. L’università non mi offriva alcun posto. Ma in prigione ce n’era uno libero. Inoltre durante il giorno lavoravo non retribuito al laboratorio, mentre la notte e il week-end mi guadagnavo da vivere in prigione. E’ andata così per cinque anni. Nel 1992 ottenni un lavoro… all’università di Tokyo. Quando dormiva? Dormivo a malapena. Ma il periodo in prigione mi ha umanamente molto arricchito. Provava compassione per i suoi pazienti? Deve aver saputo perché erano dentro. In qualche modo cercavo di sapere il meno possibile sui loro antecedenti. In quanto medico volevo guarire, non giudicare. Ma naturalmente il più delle volte non andava così, perché i crimini figuravano negli atti e nella stampa locale. Tuttavia, curiosamente non mi sentivo a disagio con i detenuti – perfino con i serial killer e con uomini che avevano sciolto le loro vittime nell’acido. I sorveglianti mi chiedevano sempre: “Perché ti prendi tanta cura di gente del genere?”. Già, perché? Se dell’omicida avessi soltanto letto sulla stampa, presumibilmente avrei sentito soltanto ripugnanza. Ma questi uomini mi stavano davanti in carne e ossa, parlavano delle loro donne, avevano una storia personale, come me. Non erano esseri diversi. E, non meno importante, condividevamo uno stesso ambiente. Sette porte si chiudevano dietro di me lungo il tratto che dalla strada portava al mio ufficio; sapevo esattamente com’ è quando si è tagliati fuori dal mondo esterno. Poiché in fin dei conti vivevo con loro, non mi risultava difficile immedesimarmi nei miei pazienti. La compassione non si dà facilmente: nasce dalla situazione… Stiamo cominciando appena ad esaminare con metodo simili effetti: come muta l’empatia con il contesto nel quale gli uomini si incontrano? E in che modo essa dipende dal patrimonio ereditario e dalla storia delle persone? 1 Sicuramente non l’ha portata la prigione a dedicarsi a queste domande in quanto ricercatore. Assolutamente no. Il mio approccio era molto più basilare: inizialmente all’istituto volevamo solo capire meglio come il cervello dà gli ordini d’azione ai muscoli. Che con ciò fossimo anche sulle tracce dell’empatia, a quel tempo ancora non lo sospettavamo. Ciò che trovaste fu un meccanismo con cui il cervello può leggere i pensieri e i sentimenti degli altri. Alcuni colleghi hanno spiegato come la Sua scoperta sia tanto significativa quanto lo fu la decodificazione del codice genetico DNA. Come ci si sente dopo un successo simile? Ormai perfino in Dr. House, la serie televisiva americana, si parla dei neuroni specchio. Ma per la verità io ci rifletto poco. Non so nemmeno se nozioni che vengono da ambiti della scienza tanto diversi come la genetica e la ricerca sul cervello si possano comparare fra loro tanto semplicemente. E dopotutto non ho scoperto i neuroni specchio da solo: eravamo e siamo un gruppo di ricercatori che lavorano insieme, dei quali tra l’altro a quel tempo molti lavoravano senza essere retribuiti. Ne fanno parte anche Giacomo Rizzolatti (il leader del gruppo), Leonardo Fogassi, e Luciano Fadiga. Tuttavia sapevamo sin dall’inizio che la nostra era una scoperta molto importante. E ciò che nel lavoro spinge tutti noi sempre oltre è che la portata della nostra scoperta potrebbe essere anche maggiore di quanto possiamo valutare quando la compiamo. Si racconta che non sarebbe mai diventato uno fra i più celebri neuroricercatori se a quel tempo non avesse rubato le noccioline a una delle Sue scimmie. Sì, fu veramente una scoperta fortuita. Stavamo registrando nella scimmia l’attività elettrica dai neuroni che regolano il movimento. Sempre, quando le scimmie allungavano la mano verso il cibo, questi neuroni diventavano attivi. Allora sentivamo uno scoppiettio nelle nostre apparecchiature. Ma quando io stesso, una volta, tesi il braccio verso le noccioline, lo scoppiettio si manifestò ugualmente – come se la scimmia si fosse mossa. Eppure stava solo a guardare, tranquilla. Dopo un attimo capimmo che il cervello della scimmia si comportava effettivamente come se si immedesimasse nelle azioni di chi stava effettuando l’esperimento. Quando l’animale osserva il movimento di un altro, questi neuroni riflettono il comportamento della persona di fronte. Per questo li chiamammo “neuroni specchio”. La stessa cosa accade nella mia testa ora, mentre Lei tende la mano verso la Sua tazza di caffè: una parte del mio cervello risuona per così dire a tempo con il Suo. E’ così. Solo poche settimane fa un collega da Los Angeles ha fatto un resoconto sui neuroni specchio negli uomini. Fino a quel momento avevamo solo evidenze indirette circa la loro esistenza. Con i quali gli ultimi dubbi sulle ragioni del successo dello sport in televisione sarebbero infine eliminati. Milioni di persone sul divano del loro soggiorno vedono (il calciatore) Michael Ballack non solo attraverso le sue azioni – ma sono Ballack! Almeno finché non scompare di nuovo dallo schermo. Solo, l’eco non è ugualmente forte in tutti. In un calciatore dilettante che conosce bene i movimenti visti, i neuroni specchio si attivano molto più intensamente che in uno spettatore che non abbandona mai il proprio divano. 2 Però, se il mio cervello segue movimenti altrui tanto precisamente, perché allora non li eseguo? Cosa mi tiene fermo sulla poltrona, mentre Ballack dribbla? La catena degli ordini nella testa viene bloccata ad un livello antecedente l’esecuzione. Ma spesso questo “freno” si allenta – allora la gente mima spontaneamente le persone davanti a lei. I fans del calcio balzano in piedi quando vedono i loro compagni di tifo fare la stessa cosa allo stadio. Risate e sbadigli sono notoriamente contagiosi… …e negli uomini che soffrono di una malattia chiamata “ecoprassia” il freno generalmente non funziona. Sono costretti a imitare tutto ciò che fa chi sta davanti a loro. Un collega francese raccontò di come, accompagnando un paziente di questo genere, si avvicinò alla ringhiera di un balcone dell’ospedale, aprì i pantaloni e fece pipì di sotto. Il poveruomo non poté fare altro che eseguire subito la stessa cosa. Siccome solo per via del semplice osservare nel mio cervello vengono suscitati gli impulsi giusti, un siffatto meccanismo sembra come fatto per questo: che ci impossessiamo di un nuovo comportamento, copiandolo da altri. Nessun essere vivente imita tanto e tanto agevolmente quanto gli esseri umani. Proporzionalmente abbiamo di gran lunga più neuroni specchio di tutti gli altri animali. Uno scimpanzé deve osservare per cinque anni prima di poter lui stesso rompere una noce, usando una pietra come martello e un’altra come incudine. Un bambino lo impara in pochi minuti. Forse dovrei allenarmi di meno, e invece semplicemente limitarmi ad osservare più spesso il mio insegnante tedesco, per migliorare la mia tecnica nelle competizioni di barca a remi. Ancora meglio: diventerà perfino più forte seguendo da solo i movimenti di un altro. Due esperimenti l’hanno da poco dimostrato, di cui uno con un sollevatore di pesi giapponese. Persone che guardavano video di sport ma che non si allenavano, dopo poco potevano distintamente esercitare più forza di prima con i muscoli corrispondenti. Presumibilmente dipende da questo, che il cervello impara a regolare la contrazione dei muscoli in modo più efficace. C’è da chiedersi per quale ragione la gente comunemente si tormenti nelle palestre. Di fatto, a cosa esattamente si rivolgono i neuroni specchio? Dobbiamo assolutamente vedere i movimenti di un altro? No. Nei nostri esperimenti si attivavano anche se allungavamo la mano verso un oggetto invisibile alle scimmie. Gli animali potevano solo sentirci. Questo lo trovo più che straordinario: evidentemente si riflettevano nel cervello degli animali non i movimenti, ma le intenzioni dell’altro. I loro neuroni specchio riconoscono addirittura perché io persegua una determinata intenzione. A seconda che mi allunghi verso la tazza per bere o per sparecchiare il tavolo, si attivano in loro neuroni diversi. Negli esperimenti abbiamo dimostrato anche questo. Abbiamo neuroni che leggono i pensieri. Come possono delle singole cellule grigie essere tanto scaltre? 3 Esse ricevono informazioni da molti altri centri nel cervello – nel caso della tazza di caffè sul fatto che è già vuota. E non si nasce con i neuroni specchio per il comportamento a tavola: il sistema ha imparato cosa fanno gli uomini nel loro ambiente. E quindi lo capiamo senza doverci riflettere oltre. Esatto. Percepiamo le intenzioni delle persone che ci stanno di fronte come se fossero le nostre. Gli psicologi si sono profondamente ingannati. Secondo l’opinione vigente, infatti, devo capire innanzitutto me stesso, prima di poter percepire le intenzioni altrui. Ma non è così: nella maggior parte dei casi non ho bisogno di alcuna teoria sugli stati mentali, né sui miei né sui Suoi. Quindi il meccanismo dei neuroni specchio ci offre un accesso diretto al mondo interiore degli altri. Solo gli autistici sono costretti alla strada più lunga, perché prima devono sempre riflettere sugli altri. Cosa differenzia gli autistici dalle altre persone? Non possono immedesimarsi. Per questo devono in ogni momento ponderare cosa nella persona che sta loro davanti può probabilmente accadere – questo è faticoso e spesso funziona in modo incorretto. Ci sono prove a questo riguardo: negli autistici il meccanismo dello specchio è disturbato. Quando un bambino sano La osserva fare qualcosa, come mangiare delle fragole, automaticamente anche in lui ogni volta si attiverà la muscolatura della bocca, non appena Lei avvicina un frutto al Suo viso. In un bambino autistico non è così. Di conseguenza alcuni bambini hanno anche insolite difficoltà nell’imparare una serie di movimenti. Agire e percepire sono interconnessi. E’ possibile allenare la capacità di immedesimazione? Una chiave per questo sta verosimilmente nel migliorare le percezioni corporee. Stiamo cercando di scoprire se sia possibile aiutare persone con disturbi autistici: danzare, recitare, anche fare musica potrebbe contribuire al migliorarsi delle facoltà motorie, e con questo anche la capacità di immedesimazione. Oltre a ciò abbiamo appunto cominciato esperimenti per sapere come si esplica negli autistici l’empatia per il contatto tattile esperito dagli altri. Nelle ultime pubblicazioni sui neuroni specchio il discorso verte solo su movimenti e intenzioni. Un paio di anni fa, Lei ha fatto un’ulteriore, importante scoperta: il cervello riproduce anche sensazioni sconosciute. Quando vedo il modo in cui qualcuno è accarezzato, nella mia testa si attiva qualcosa come se ricevessi io stesso il massaggio. Sì, quindi negli uomini ci sono aree del cervello che mappano le sensazioni tattili munite di neuroni specchio. E reagiscono altrettanto le parti del cervello che creano la sensazione di dolore. Questo è da chiamare letteralmente “compassione”. Non proprio. Forse è vero che i Suoi meccanismi per il dolore si avviano quando Lei mi vede sulla sedia del dentista, e verosimilmente il Suo viso si contrae se il trapano si avvicina alla mia bocca. Ma nel Suo cervello non riceve alcun segnale di dolore nel proprio corpo. Da questo si conclude che si tratta di un problema mio, non Suo – la sensazione è attenuata. 4 C’è una differenza fra immedesimazione e compassione: io posso per così dire scivolare sotto la sua pelle, tuttavia paradossalmente non ho l’obbligo di condividere tutte le Sue sensazioni. Questa è immedesimazione. Provo compassione quando faccio esperienza anche delle Sue sensazioni. Il concetto tedesco di “Einfühlung” coglie nel segno. Quindi è fondamentale che Lei si trasferisca dentro di me intuitivamente e non proprio intellettualmente – anche se in Lei un reale sentimento viene appena suscitato. Questo accade effettivamente solo in un passaggio successivo, quando prova “compassione” – pietà, ad esempio. Ma a questo si arriva molto più raramente. Se l’empatia – in altri l’immedesimazione – è un automatismo del cervello, ci dev’essere una soglia alta per la compassione. Altrimenti sentiremmo tutti la sofferenza che osserviamo come nostra. Le infinite crudeltà della storia non ci sarebbero mai state. E nemmeno chirurghi e dentisti. Effettivamente empatia e compassione si possono completamente separare l’una dall’altra. Pensi soltanto a un sadico: prova piacere proprio perché può immedesimarsi nel dolore della sua vittima. Da cosa dipende che immedesimazione diventi compassione? Questa è una domanda cruciale. Ne sappiamo ancora molto poco. Le madri spesso raccontano di sentire come proprie le sofferenze dei bambini. Alcuni colleghi a Roma hanno appunto dimostrato che nelle madri che allattano le strutture cerebrali per il dolore reagiscono in modo particolarmente intenso alla visione di video di lattanti che strillano. Ma questa attività è anche maggiore quando si mostra alle madri il loro bambino. E solo in questo caso in loro si attivano contemporaneamente le aree del cervello per controllare i movimenti. Evidentemente le donne si preparano, ancor prima di accorgersene, a prestare soccorso. Ci sono persone che per natura sono più compassionevoli di altre? Sicuramente. Probabilmente è proporzionale a quanto una persona rispecchia la mimica altrui. Il cervello costruisce infatti un sentimento a partire dai movimenti dei muscoli del viso. Quando la coda dell’occhio e la bocca si contraggono in un sorriso naturale, l’umore si alza; se invece assumiamo un’espressione triste, si abbassa. Negli esperimenti emerge quindi che le persone che inconsciamente assumono l’espressione di un altro viso più intensamente, sono ugualmente anche più capaci di empatia. Questi sono coloro che in “Via col vento” alla fine scoppiano in lacrime con Leslie Howard. Sì. Stranamente noi cerchiamo certe esperienze. Certo vogliamo che un film o una pièce teatrale ci commuova. Perché? Forse occasionalmente ci fa bene vedere gli altri soffrire. Conosce il filosofo René Girard? Lui argomentava che gli attori vengono simbolicamente sacrificati sul palcoscenico. Così la società scarica incessantemente la propria propensione alla violenza in modo innocuo. Credo che questa teoria sia molto valida. 5 Vuole dire che Tristano e Isotta muoiono per amore perché io sopporti meglio l’inevitabile risentimento all’interno del mio matrimonio? Un’opera fantastica! Malgrado non sia di Verdi. L’ho vista a Tokyo, con René Kollo nel ruolo principale. Ma intenso almeno tanto quanto la liberazione dalla violenza è sicuramente l’effetto contrario. Quando le persone vedono violenza, questa contagia. Qualche scienziato afferma che i giovani imiterebbero proprio i crimini che film e videogiochi mostrano loro. Su questo sarei scettico. Perché non conosco un solo studio che dimostri davvero che c’è un nesso fra il nostro congenito talento nell’imitare, la violenza dei media e la brutalità nella vita reale. A mio parere i giochi orrorifici e i film operano in altro modo: essi abituano le persone allo spettacolo della crudeltà. La violenza diventa banale e finisce per apparire accettabile allo scopo di risolvere i conflitti. A questo punto si dovrebbe però anche dire che nella storia non è mai accaduto che un numero così grande di persone abbiano convissuto tanto pacificamente quanto accade oggi. Le epoche più antiche erano molto più brutali, anche senza videogiochi. Ma ci sono aspetti della contemporaneità più preoccupanti. Quali? L’avanzata del mondo virtuale. Comunichiamo sempre di più con telefono e computer; le occasioni in cui le persone si incontrano in carne ed ossa si riducono sempre di più. Ora sappiamo dai nostri esperimenti che ciò non è assolutamente indifferente, per la capacità di immedesimazione, se Lei vede un’altra persona solo su un monitor o se le sta davanti, occhi negli occhi. Per questo un’esperienza a teatro è spesso più intensa che l’assistere a un film. E se Lei si limita a scambiare con i Suoi interlocutori solo delle e-mail, o come molti giovani oggi a incontrarsi virtualmente nelle chatroom elettroniche, la Sua immagine di loro si dissolve completamente. Spogliamo di fisicità le persone con cui coltiviamo una relazione. Sì. E questo non può non avere grosse ripercussioni sulle nostre capacità sociali e intellettuali. Solo, non sappiamo ancora quali. In ogni caso l’intelligenza sociale si è sviluppata durante l’evoluzione per incontri diretti, non virtuali. Certo Lei trae vantaggio dal fatto che oggi Le è possibile collaborare tanto velocemente in Internet con dei colleghi in Giappone quanto lo sarebbe se Le sedessero accanto. Difficilmente, comunque, lo sviluppo della tecnica potrà essere arrestato. Neanch’io voglio che questo accada. Tuttavia la nostra conversazione si svolgerebbe di certo in modo molto diverso, se ci parlassimo al telefono invece di sederci qui, a Parma, uno di fronte all’altro. Se quindi la comunicazione elettronica si diffonde sempre più, dovremo presumibilmente trovare forme totalmente nuove di rapporto. Un piccolo progresso potrebbero essere costituito dall’uso dei videotelefoni. Senza un’immagine del corpo dell’altro da vedere, non ci può essere immedesimazione – almeno se si intende il “sentire” propriamente l’altro dall’interno. 6 No. Lei può tentare di immedesimarsi negli altri, similmente a come lo fanno gli autistici. Ma questa strada è molto più complicata, e innanzitutto si fanno molti errori. Per questo cerchiamo la vicinanza delle persone che ci capiscono senza lunghe spiegazioni, semplicemente guardandoci. Così ci possono essere le migliori amicizie fra persone che per il resto condividono appena degli interessi… Perché altre corrispondenze sono molto più determinanti. “Comprendere l’altro, cioè creare in noi il suo sentimento”, scrisse a ragione Friedrich Nieztsche. Quando due persone non possono farlo, naufragano matrimoni fra partner che sembrano fatti l’uno per l’altra. Non conosco nessun neuroscienziato che citi, appassionato quanto Lei, pensatori come Nietzsche, Husserl e lo stesso Heidegger. Cosa Le dà la filosofia? Molti colleghi vedono le riflessioni filosofiche come una sorta di aggiunta che serve a questo: rendere la propria ricerca più appetibile per un vasto pubblico. Questo va bene, purché ci si occupi di problemi molto distanti dall’esperienza umana – ad esempio di come i canali ionici trasmettano segnali elettrici fra i neuroni. Ma provi a studiare fenomeni come l’immedesimazione o addirittura la coscienza: non può trattare la filosofia come la ciliegina sulla torta della Sua ricerca. Quindi, ciò che Lei indaga assolutamente non può essere separato dalla Sua personale visione del mondo. E’ quindi molto più difficile porre in anticipo le domande giuste. In questo aiuta enormemente il sistematico procedimento di avvicinamento dei filosofi. In 2500 anni di storia della filosofia tutte le grandi domande dell’esistenza umana sono già state poste molte volte. L’uomo di scienza allora deve solo trovare la formulazione più indovinata per la sua ricerca? Non è così facile. Piuttosto, ci si inventa una filosofia su misura. Si cercano al di fuori del proprio ristretto ambito i pensatori le cui idee ci sembrano particolarmente stimolanti per i nostri esperimenti. Per me ad esempio sono i fenomenologi come Edmund Husserl… …un matematico e filosofo austriaco, che si occupò intensivamente, nella svolta del XX secolo, della corporeità di tutti gli ambiti della cognizione. E quindi nemmeno la fecondazione delle scienze naturali attraverso la filosofia è una strada a senso unico. La nostra ricerca conduce al fatto che i filosofi, dal canto loro, pongono nuove domande, e così si procede. Qui l’Europa attraverso il lavoro in laboratorio fa così fortemente riferimento alla storia del pensiero, mi pare un accesso molto europeo. Gli Americani, che spesso sono presi a modello della scienza, sono in questo molto più pragmatici. Sì, dirigono più intensamente il loro interesse sui problemi che al momento sembrano loro risolvibili. Sono anche costretti, perché nelle loro università imperversa molta più competizione. Quindi devono produrre risultati – e non possono assolutamente prendersi grossi rischi, o meditare su conseguenze teoriche di più ampia portata delle loro ricerche. Mi sembra che noi Europei possiamo dare un significativo contributo alla scienza già attraverso la nostra eredità culturale. 7 Cosa può imparare la filosofia dalle neuroscienze sull’empatia? Che non ci si può ancora immaginare la mente umana senza corpo. Con ciò Lei si oppone a un quadro che, dalla marcia trionfale dei computer, appare a molti già quasi ovvia: la mente umana funziona come un computer, il suo carattere e i suoi ricordi sono solo una gigantesca serie di dati. Se fosse così, si potrebbe almeno teoricamente trasferire tutte le informazioni che costituiscono la Sua personalità dal cervello su un super calcolatore, e lì portarle al funzionamento. In un certo qual modo vivrebbe così di nuovo sul chip di silicio. Totale fesseria. Perché, come oggi sappiamo, il nostro intero pensare e sentire si fonda sul fatto che osserviamo i corpi di altri uomini, che prendiamo le cose e le manipoliamo. Aumentano anche i dati sperimentali sul fatto che siamo debitori a simili abilità motorie anche per altri aspetti, come quello del linguaggio. La nostra mente esiste solo nel mondo corporeo. Ed è per questo motivo irrimediabilmente mortale. Sicuramente. Certo, nel continuare a perseguire fini di ampia portata rendiamo sopportabile questa prospettiva. Quando l’imperatore della Cina ordinò la costruzione della Grande Muraglia sapeva bene che non sarebbe mai vissuto tanto da vederne l’ultimazione. Tuttavia impiegò tutta la sua potenza in questa impresa. Così, noi viviamo nuovamente nei cervelli delle generazioni successive. Anche questa è una sorta di eco. Grazie ad essa l’umanità ha potuto creare la cultura e liberarsi dal vincolo dell’evoluzione biologica. E’ concesso a pochi uomini di progettare la Grande Muraglia o, come Verdi, di scrivere 26 opere. E’ importante? Anche se una persona diffonde solo un po’ di sapere, dà un contributo a questa cultura che vince la mortalità. Ma forse, per sentire in questo modo, si deve – come me in quanto Italiano – imbattersi ad ogni passo sulle tracce del passato. 8